Stil (Spielzeit): Gothic Metal (57:39)
Label/Vertrieb (VÖ): My Kingdom (07.09.09)
Bewertung: 8 / 10
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Das Artwork sieht noch massiv nach dem durchschnittlichen Gothic-Zeug aus dem Hause My Kingdom aus. Und unter „Gothic“ müssen auch RESONANCE ROOM verbucht werden. Aber was die Sizilianer hier als Debüt reinreichen (es gab zwei Demos unter dem Namen FRAGMENT) ist alles andere als durchschnittlich. Verantwortlich für meine relative Begeisterung ist so allerlei Bewährtes, das mir in der Kombination aber so noch nicht untergekommen ist und meine Sammlung eindeutig bereichert.
Was zu erwarteten, auf dem Niveau aber nur zu hoffen war: schwarze Galle mittels elegischer Leads, kühl-besinnliches Piano, beides im Schnitt aber stilsicherer als auf breiter Front üblich. Und die Melancholie trifft auf sehr dynamische Riffs und variables Drumming. Da wird dann auch mal das Pedal durchgetreten. Sind die Keys elektronisch, schmalzen sie nicht alles dicht, bleiben immer diesseits der Grenze, die gute Goten-Atmosphäre vom Kitsch trennt. Und sind vor allem sehr gut abgemischt. So weit, so besser als normal.
Besonders aber wird das Album für Gothic Metal in meinen Ohren durch zweierlei: die progigen Einflüsse und den Sänger. Was erstere angeht, überzeugt mich, dass sie tendenziell eher ruppig als psychedelisch sind, was der Scheibe einen sehr angenehmen ursprünglichen, leicht death-doomigen Anstrich (ohne Blasts!) verpasst.
Konterkariert wird die Härte durch Sänger Alessandro Consoli, der stimmlich die Erinnerung an Christopher Schmidt von LACRIMAS PROFUNDERE wach hält; sehr warmes Timbre, sehr viel Gefühl: eher Goth Rock als Gothic / DD Metal, was auch durch den nur sehr seltenen Einsatz von Death Growls unterstrichen wird. Seine Stärke aber sind diese wunderbar cremigen Refrains, die immer mindestens so traurig wie schön sind… auch hierin liegt eine Nähe zu „Burning: a Wish“.
Und weil LP nach ihrem Meisterwerk komplett ausgewimpt sind, ist „Unspoken“ ein Album auf das ich irgendwie gewartet habe. Auch wenn es letztlich da nicht ganz heranreicht. Es hat viele, verdammt gute Momente.
Die gerne bemühten Vergleiche zu KATATONIA, frühe ANATHEMA, PORCUPINE TREE etc. mögen die von Label oder Band selbst ins Spiel gebrachten Einflüsse nennen. Sie sind m.E. nicht ganz passend, weil RESONANCE ROOM sehr viel ausgewogener / unextremer agieren.
Das ist die Stärke und Schwäche von „Unspoken“ zugleich: obwohl an Höhepunkten nicht arm, dümpeln einige Stücke phasenweise etwas allzu ausgewogen an einem vorbei. Dennoch: gutes Teil, das von qualitätsbewussten Gothic Metallern und Death Doomstern mal angetestet werden sollte.