Stil (Spielzeit): Industrial Rock (63:45)
Label/Vertrieb (VÖ): Vertigo Berlin (Universal) (27.04.12)
Bewertung: 8,5 /10
Marilyn Manson Homepage
Gleich zu Anfang: Für mich ist „Born Villain" auf jeden Fall ein gelungenes Comeback, um nicht zu sagen, das Comeback 2012 bis jetzt! Nach den Rückschlägen, die der „geborene Gangster" (das bedeutet "Born Villain" sinngemäß) und somit auch seine Fans, hinnehmen mussten, ist das Album eine wahre Wohltat. Und macht vor allem mir klar, dass die Nische Industrial Metal, mit Tendenz zum Wahnsinn, niemals besser ausgefüllt wurde als von MARILYN MANSON. Ich war gespannt, was uns wohl erwarten würde. Nachdem Marilyn schon alle Hater gehated, alle Raper geraped hat und außerdem der Idiot war, "who could not be himself"... na ja, ich war gespannt, wie viel von dem ehemals inbrünstigen „Fuck it" übrig geblieben ist und hatte Bedenken, dass der ehemalige selbsternannte "Antichrist Superstar" nur noch ein Schatten seiner selbst ist.
Schon die Vorabsingle „No Reflection" ließ mich hoffen und ich wurde nicht enttäuscht. „Born Villain" hat überraschenderweise so gut wie keine Ausfälle, zündete schon nach dem ersten Durchlauf und steigert sich von Durchlauf zu Durchlauf. Die Platte ist nicht besonders schnell, aber die kompakten Riffs, die kranken Interludes und vor allem die musikalische gesangliche Leistung von MARILYN MANSON sorgen dafür, dass „Born Villain" ein richtige Perle geworden ist. Hier stampft es an allen Ecken, hier erklingen seltsame Geräusche und noch dazu ist die Produktion bemerkenswert differenziert und stark. Wer sich am Fernsehauftritt von MARILYN MANSON und RAMMSTEIN orientierte, der kann erleichtert aufatmen. Man kann es nicht treffender formulieren: Der Antichrist Superstar ist ENDLICH back und bringt den Horror Industrial Rock wieder auf die Bühne.
Genau wie die Videos, die eigentlich total widerlich sind und nur auf der Jagd nach dem nächsten Schockeffekt, ist das Gesamtprojekt so irre wie genial.
Die Einleitung zu „Pistol Whipped" (ein seltsames Geräusch, könnte alles Mögliche sein) leitet ein in ein simples Bassintro, begleitet von Mansons Gestöhne. Der folgende Gesang, wiederum untermalt von rhythmischem Saitengequietsche, ist nur der Vorbote zu dem eigentlich billigen, aber genauso geilen, verzerrten Gitarrenhöhepunkt, der eigentlich keiner ist... Hier sind dann auch wieder die „Fuck it"-Einlagen („Say Fuck Frankie..."), und somit entsteht ein typischer genialer MARILYN MANSON Song mit Sexappeal, Livepotential und Groove.
Der folgende Kindersprechgesang vom Chef persönlich, welcher in den nächsten Song „Overneath The Path Of Misery" einführt, ist nicht wirklich angsteinflößend, aber schon sehr atmosphärisch. Aber der folgende Beat hat es in sich und knüpft fast nahtlos an die Qualität der alten Alben an. Da ist wieder richtig Power dahinter, fetter drückender Sound und vor allem auch wieder Aussage in den Texten. Das macht dann doch wohl letztendlich einen richtigen Künstler aus, dass er sich aus der tiefsten Scheiße irgendwie wieder hochziehen kann. Es ist auch nicht einfach, die Stärke über vierzehn Songs zu halten, hier sind wirklich nur gute Songs drauf, auch wenn nicht ausschließlich Hits dabei sind. Da hat wohl jemand einen richtig guten Lauf gehabt und die Zeit für ein neues Album war goldrichtig.
Ich bin wirklich begeistert und auch das letzte Stück, in Kooperation mit Johnny Depp, hat Klasse. Nachdem ich das „Tainted Love" Cover eher uninspiriert und öde fand, macht das „You're So Vain" (Original von CARLY SIMON) richtig Spaß. Johnny Depp ist jetzt kein zweiter JIMMY HENDRIX, das ist für den Song aber auch gar nicht erforderlich, denn die Chemie im Song stimmt. Tolles Cover, das haben DEPP und MANSON zu ihrem eigenen Ding gemacht.
Für Fans von MARILYN MANSON ist das auf jeden Fall ein Kauftipp und für Fans von Industrial Rock mit Horrotendenz ebenfalls, ach und für die schwarze Szene auch gleich... kauft es euch einfach alle. Ich persönlich habe die alten Alben ebenfalls rausgekramt – Staub wegpusten und ab damit in die Mega MARILYN MANSON Playlist, goil!
Während der Gedanke an MARILYN MANSON in der Vergangenheit bei mir eher Bauchschmerzen auslöste, ist die Hoffnung auf Deutschlandtermine nun ganz stark und die Vorfreude groß. Da ist ein ganz Großer wieder zurück!