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Man kann sicher eine ganze Menge über ILLUMINATE sagen, aber nicht, dass sie nicht ihren eigenen Weg gehen würden.
Seit fünfzehn Jahren geistert das Projekt rund um Mastermind Johannes Berthold nun schon durch die Schwarze Szene und noch immer streiten sich die Geister, ob die Arbeit der Band nun schlichtweg genial oder grauenhafter Kitsch ist. Mit „Zeit der Wölfe“ wurde nun das elfte Studioalbum veröffentlicht und gerade für mich, die die Band in den letzten Jahren komplett aus den Augen verloren hat, stellt sich die Frage: was hat sich in der Zwischenzeit getan?
Bereits das Cover – versehen mit einer Waldszene inklusive Rotkäppchen – lässt ahnen, was die durchweg deutschsprachigen Texte später bestätigen werden: man hat sich mit dem Thema Märchen und der darin enthaltenen Symbolik auseinander gesetzt, natürlich auf eine finstere, wenig aufbauende Weise. Hier also keine Änderung in welche Richtung auch immer; das kann man kritisch sehen oder begrüßen, je nachdem, wo die persönlichen Vorlieben liegen.
Was mich auf dieser neuen CD wieder einmal beeindruckt hat, ist, dass man ILLUMINATE praktisch augenblicklich erkennen kann, noch bevor die vertraute Stimme von Johannes Berthold überhaupt einsetzt: die Klavierpassagen, die seit jeher der Kern der Musik bilden, bleiben auch auf „Zeit der Wölfe“ omnipräsent, werden allerdings im Gegensatz zu frühen Outputs auch gerne mal mit ein paar Gitarren unterfüttert. Ein Aspekt, den ich durchaus begrüßenswert finde, da er verhindert, dass die acht Tracks zuzüglich Intro und Outro einfach so „dahinplätschern“, ohne wirklich dynamisch zu sein. Erwähnt sei an dieser Stelle der Titeltrack, der mit dem berühmten Ausspruch „Und die Moral von der Geschicht....“ beginnt und sich anschließend in eine tanzbare Rocknummer verwandelt – natürlich dennoch mit dem bandeigenen Stempel versehen – und vermutlich in den Clubs durchaus die Tanzflächen füllen könnte.
Gut, was gehört noch untrennbar zu ILLUMINATE außer Herrn Berthold und dem Klaviersound? Richtig, eine Sängerin. Ihren großen Auftritt hat die aktuelle Inhaberin dieses Postens erst beim fünften Song namens „Schließ die Augen“, der mich schon fast ein wenig entsetzt, erweist er sich doch als perfekte Angriffplattform für jeden, der seit jeher behauptet, Illuminate würden kaum mehr als finsteren Schlager anbieten. In diesem Fall muss ich den Spruch schlucken und kann leider nicht widersprechen, von der Qualität des Gesangs ganz zu schweigen. Ich kann den Song nur als negativen Ausreißer auf einer ansonsten nicht grandiosen, aber durchaus akzeptablen Platte werten.
Was mir persönlich durch die Bank weg fehlt, ist die Tiefe der alten Veröffentlichungen. Zwar erinnern Songs wie „Leben, wo gehst du hin?“ durchaus an die gute alte Zeit rund um „Letzter Blick zurück“, aber der Gänsehautfaktor fehlt leider.
Fazit: Ich kann mir die Mühe eines Reviews im Grunde genommen schenken: wer ILLUMINATE bisher geliebt hat, wird sich bestätigt sehen. Wer sie bisher abgelehnt hat, wird seine Meinung mit Sicherheit nicht ändern. „Zeit der Wölfe“ ist die konsequente und logische Veröffentlichung einer Band, die ihre Wurzeln festhält, sich aber durchaus weiterentwickelt hat. Das bedeutet aber eben nicht, dass die Scheibe trotz guter Momente wirklich zündet.