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Ich wollte es ja erst nicht recht glauben – PARADISE LOST sollen mit „In Requiem“ wieder an alte Tage anknüpfen? An Göttergaben wie „Draconian Times“ oder etwa „Icon“? Ich musste mehrmals trocken schlucken, als ich die ersten Töne gehört habe. Sie sind wieder da, und wie. Fast zu schön, um wahr zu sein, und ein wundervolles Geschenk an Fans wie mich, die der einstigen Lieblingsband so lange Jahre die Treue gehalten haben.
Es bedarf gar nicht vieler Worte, um „In Requiem“ zu beschreiben. Wäre die Platte 1998 anstelle von „Reflection“ erschienen, oder statt „One Second“, man hätte Nick Holmes und seinen Jungs Stillstand vorgeworden, fehlenden Mut zu Veränderungen. Heute sieht das ganz anders aus: nach lauwarmen Elektro-Eskapaden, halbgaren Veröffentlichungen und dem drohenden Komplett-Verlust der eigenen Identität ist man endlich wieder dort angelangt, wo sich nach „Draconian Times“ der Weg gabelte. Hatte ich beim letzten Album noch die glattgebügelte Produktion sowie einige schematische Nummern ohne Biss zu bemängeln, so bin ich heute vollkommen zufrieden gestellt.
Als hätten PARADISE LOST ihre Instrumente wieder in die alten Geräte gestöpselt, klingen Gesang und Gitarre: kraftvoll, intensiv, dynamisch-düster und hart, manchmal regelrecht roh und entfesselt. Hier sind sie wieder, diese ungemein atmosphärischen Soli, die immer so charakteristisch für den Sound von PARADISE LOST waren. Synthie-Effekte werden heute sparsam und intelligent eingesetzt, das Songwriting basiert wieder zu hundert Prozent auf Gitarren und starken Riffs, die alte Sicherheit im Umgang mit Melodien (packend!), Stimmungen (ergreifend!) und dem eigenen Erbe ist hörbar wiedergekehrt.
Ein Album wie „Icon“ oder „Draconian Times“ schreibt man nur einmal, da reicht „In Requiem“ letztlich nicht ganz heran. Aber es ist genau die Platte, die ich mir zum zwanzigjährigen Bandjubiläum von PARADISE LOST gewünscht hätte. Ein Werk, das ihnen das Zepter zurückbringt für ein Genre, das sie einst selbst aus der Taufe gehoben haben, und das sich mittlerweile mehr selbst karrikiert als Substantielles hervorzubringen: Dark/Gothic Metal. Sagenhaft gut.
Stil (Spielzeit): Dark/Gothic Metal (45:10)
Label/Vertrieb (VÖ): Century Media (18.05.07)
Bewertung: 9/10
Chris
Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!