Seit 15 Jahren treiben ASP in der schwarzen Szene ihr Unwesen. Mit dem ersten Teil von "Verfallen" erscheint nun das bereits neunte Studioalbum der Band um Sänger und Frontmann Alexander Spreng. Es unterbricht den "Fremder"-Zyklus und stellt eine eigene, zweiteilige Geschichte dar, deren Finale am 01.04.2016 veröffentlicht wird.
Die Inspiration zu "Verfallen - Folge 1: Astoria" lieferte die Kurzgeschichte "Das Fleisch der Vielen", das exklusiv von Buchautor Kai Meyer verfasst wurde. Meyer wird eingefleischten Fantasy-Lesern mit seiner "Sturmkönige"-Trilogie, der "Arkadien"-Reihe oder seinem aktuellen Projekt "Die Seiten der Welt", dessen zweiter Teil kürzlich erschien, ein Begriff sein. Er trat auch beim M'Era Luna Festival 2013 mit ASP auf (die komplette Lesung und zwei Akustiktracks dieses Auftritts befinden sich auf der Bonus CD der Deluxe Edition) und scheint eine engere Bindung zu Alexander Spreng zu haben. Bevor ich mich weiter in der Bücherwelt verliere: Der erste Teil von "Verfallen" spielt an einem ganz konkreten Handlungsort, dem legendären Hotel Astoria in Leipzig. Einst ein prunkvolles Hotel für luxuriöse Ansprüche, steht es seit mittlerweile 20 Jahren leer und bietet einen ansprechenden Rahmen für die von ASP erzählte Geschichte um Paul, der im Jahre 1919 von Berlin nach Leipzig zieht und mit dem Hotel Astoria euphorisch eine Bindung eingeht, die nicht das ist, was sie zu sein verspricht...
Die Geschichte ist atmosphärisch, beklemmend und wunderbar passend vertont. Da gibt es ASP-typische, melodische Gothic Rocker wie den mitreißenden Opener "Himmel und Hölle (Kreuzweg"), das grovvende "Souvenir Souvenir", "Astoria verfallen", "Begeistert (Ich bin unsichtbar)" und "Fortsetzung folgt...", das süße, Aubruchsstimmung versprühende "Baukörper" oder den schmissigen Tango "Lift". Dass "Verfallen" ein Werk mit hohem Anspruch ist, wird endgültig mit den drei überlangen Titeln "Dro[eh]nen aus dem rostigen Kellerherzen" (halb Erzählung, halb Song, der mit Drone- und Doom-Elementen den aufkommenden Wahnsinn perfekt wiederspiegelt), "Alles, nur das nicht!" (melancholisch, verzweifelnd) und "Loreley" (abwechslungsreicher Ohrwurm mit epischer Note) klar, die das Ende der schaurigen Geschichte beschließen. Die Umsetzung verschiedener Stimmungen gelingt ASP musikalisch und textlich extrem gut. "Verfallen" ist definitiv kein Werk zum Nebenbeihören und fesselt bereits nach dem ersten Durchgang so stark, dass man die Geschichte wieder und wieder erleben muss.
Abgerundet wird die musikalische Qualität der vertonten Gothic Novel von einer sehr hübschen Verpackung, die neben der Kurzgeschichte von Kai Meyer das Auge mit Illustrationen von Joachim Luetke, der bereits für MARILYN MANSON arbeitete, erfreut. Leider sind die Texte durch die altertümliche Schrift zu klein und fast unlesbar. Zum Glück gibt es Abhilfe: Wer die Texte mitlesen möchte, kann sich das Textbuch unter https://www.aspswelten.de/downloads/verfallen1-textbuch.pdf separat herunterladen.
Kleinere, textliche Stolpersteine, leicht bemühte Reime und der nicht immer sattelfeste Gesang von Alexander Spreng seien verziehen, denn als Gesamtwerk ist der erste Teil von "Verfallen" für alle Freunde spannender, passend vertonter Geschichten sehr empfehlenswert. Man darf sehr gespannt sein, wie es im April mit zweiten Teil weiter geht!
Chrischi
Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten
Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...