Negative - Anorectic


Review


Stil (Spielzeit): Gothic-Rock (57:06)
Label/Vertrieb (VÖ): Roadrunner Records / Gun (29.09.06)
Bewertung: 7 von 10
Link: www.negative.fi
Die finnische Band NEGATIVE wird nicht zuletzt wegen ihrer gemeinsamen Tour mit HIM und THE RASMUS oft in die Schublade der Glam-Goth-Rocker gesteckt. Dies macht es für die Band nicht einfach, ihren eigenen musikalischen Weg zu definieren. Besonders mit ihrer aktuellen Veröffentlichung „Anorectic“ sind sie auf einige Kritik gestoßen. Dabei ist „Anorectic“ objektiv gehört der Versuch, etwas Eigenes zu kreieren und aus dem Schatten anderer Musikacts herauszutreten. Denn auf ihrem dritten Album verlassen NEGATIVE die eingetretenen Pfade ihrer letzten Veröffentlichungen und vermischen mehrere musikalische Einflüsse aus dem Rock-Bereich zu einem Ganzen, das sich hören lassen kann.

Hin und wieder meint man gewisse Passagen von irgendwoher bereits zu kennen. So erinnert das Intro „Arrival“ an das „Beyond The Maze“-Intro der DREADFUL SHADOWS. Das sehr gelungene „Glory Of The Shame“ und das überaus rockige Stück „Sinners Night/Misty Morning“  erinnern vom Arrangement der Instrumente an die guten Zeiten von GUNS N ROSES.  „A Song For The Broken Hearted“ hingegen erinnert anfangs an die balladenstarke Seite von AEROSMITH. Man hört also, dass sich die Finnen endlich auf den Weg machen ihren eigenen Stil zu finden. Und warum nicht auf diesem Wege, denn letztlich kann und muss man das Rad nicht ständig komplett neu erfinden. Und das ist auch gut so, denn auf „Anorectic“ wird klar, dass NEGATIVE mehr können, als ihnen bisher zugestanden wurde.
Ein sehr gelungener Track auf „Anorectic“ ist „Planet Of The Sun“. Dieser Song bezaubert zum einen durch seine Melancholie, die prima in die jetzt beginnende Jahreszeit passt, als auch durch den partiellen Einsatz von Klavier und Akustikgitarre. „Embracing Past“ hingegen ist zwar ebenso melancholisch, gewinnt jedoch durch die hier und da krachenden Metal-Parts an Dynamik. Dynamisch geht es auch bei „Stop F*ckin<<Around“ zur Sache, bei dem sich die Gitarristen stellenweise austoben dürfen. Für abwechslungsreichen Hörgenuss ist also gesorgt. Etwas Besonderes wartet in den letzten Minuten des 13. Tracks „In Memoriam (Immortal Peace)“ auf. Denn dort verbirgt sich eine kleine Sound-Collage, die wohl zumindest jeden, der schwarzen Humor besitzt, nicht ohne ein Grinsen sitzen lassen wird.
Insgesamt ist „Anorectic“ ein wunderbar kraftvolles und rockiges Album ohne diverse elektronische Spielerei, versehen mit einer Portion Melancholie und einer Prise Goth. Die Dramaturgie der einzelnen Songs ist sowohl instrumentell als auch textlich stets gut durchdacht. Es ist jedem zu empfehlen, dessen Ohren sich von einer gesunden Mischung der Rock-Elemente der letzten Jahrzehnte gern verwöhnen lassen.