Dark Princess - Stop My Heart


Stil (Spielzeit): Gothic - Rock / - Metal (48:36)
Label/Vertrieb (VÖ): SPV (01.02.08)
Bewertung: 4,5 / 10
Link: http://www.myspace.com/darkprincessolgaromanova
und für die die mit kyrillisch / russisch zurecht kommen:
www.darkprincess.ru

Es war einmal… vor gar nicht allzu langer Zeit, da lebte in einem fernen und kalten Land eine junge Maid, die gar fein anzuschauen war. In dunklen Winternächten, da Wölfe schaurig heulend ihre Jurte umkreisten, träumte sie den Traum aller jungen Mädchen… sie sei nur durch ein übles Geschick in diesen Schlamassel geraten; eigentlich sei sie nämlich eine Prinzessin. Anders als viele andere verkappte Prinzessinnen aber beließ die kleine Olga Romanova (so heißt unsere Märchenprinzessin mit bürgerlichem Namen) es nicht beim Träumen…

… sondern startete 2004 kurzerhand eine Musikkarriere. Da sie wie erwähnt nicht unattraktiv ist und – das ist Fakt – auch über eine überdurchschnittliche Stimme verfügt, fanden sich alsbald eine gute Fee ein gewiefter Manager und ein Deal. Prinzessin Olga die Dunkle reüssierte mit einem Album, das im Reich von Zar Putin dem Schrecklichen für einiges Aufsehen sorgte. Und weil eine Prinzessin einen Hofstaat und eine Sängerin für Live-Auftritte eine Band braucht, wurde die Metal-Kapelle TORNADO unter Vertrag genommen.

Und nun liegt also des geplanten Märchens zweiter Akt vor: „Stop My Heart“, leicht symphonisch angehauchter poppiger Goth-Rock / Goth-Metal, der eindrucksvoll belegt, was dieses Genre im Guten wie im Schlechten auszeichnet: (Teilweise) gefällige Melodien, angehärtete Riffs und schöne Leads und eben eine weibliche Stimme, die mit warmem Timbre ebenso besticht wie durch Kraft in den hohen Tonlagen; daneben liegt das Sextett aber auch ganz schön oft daneben: der melodiöse Schmalz, der hier den metallischen Motor schmieren soll, überschreitet mehr als ein Mal großzügig die Grenze zum peinlichen Kitsch. Ich fühlte mich unangenehm oft an die Ausgeburten amerikanischer Pop- und Filmmusik erinnert. An jene klebrigen Momente, da dem Hörer das ganz große Gefühl vorgegaukelt werden soll. --- Die viel beschworene russische Seele..? Geschickt verborgen, würde ich sagen. In Ansätzen kommt sie beiden letzten beiden Songs zum Ausdruck, die auch – leider die Ausnahmen – auf russisch gesungen sind: „??? ?????? ???“ und „????? ????“. Allerdings wirkt die Musik selbst auch hier nicht weniger konstruiert als beim schaurig-schönen Rest… Dennoch ein gutes Beispiel dafür, wie sehr der Gesamteindruck vom Klang der gesungenen Sprache abhängig sein kann.

Unter dem Strich rettet die wirklich gute Stimme von Olga, die an einigen Stellen (es sind nicht die schlechtesten) männliche Unterstützung erfährt, das Album nicht vor der Durchschnittlichkeit. Zu trivial das musikalische Grundgerüst, zu seelenlos und viel zu aufgesetzt, was emotionale und atmosphärische Höhepunkte sein sollten. Zwar ist hat man sich hier sichtlich bemüht und ist in Sachen Songwriting nicht ungeschickt, doch insgesamt erscheint mir dieses Kunstprodukt eher künstlich als kunstvoll und kommt auf diesem Qualitätslevel mindest eine Dekade zu spät. Dass the DARK PRINCESS dennoch zahlreiche Verehrer finden dürfte, gilt für mich als ausgemacht.

Nachtrag I: Die Erstauflage kommt mit dem Debüt „Without You“ als Bonus.
Nachtrag II: Es gibt offenbar eine weitere CD, die nahezu komplett in Russisch aufgenommen wurde. Die dürfte entschieden interessanter sein…

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