Columbia Obstruction Box - A Single Rat's Record

Review


 

Goth 'n' Roll - eine eher seltene Kategorisierung für Musik, aber das Album „A Single Rat's Record" (5-HT Records) von Columbia Obstruction Box klingt tatsächlich so. Die fünf Kölner haben einen verdammt guten Sänger in ihren Reihen, dessen klare, sanfte und wunderbar düstere Stimme optimal zu den Songs passt. Will man Vergleiche bemühen (und das muss man wohl, denn die Musik ist aus dem Stand eher schwer zu beschreiben), kommt man um The 69 Eyes und The Doors wohl nicht umhin, alles angereichert mit ein wenig Electro-Goth der leicht poppigen Sorte. 
Die ersten vier Songs klingen wunderbar düster und kraftvoll-atmosphärisch, für diesen Teil der Scheibe sind Bands wie Type O Negative definitiv mitverantwortlich. Hier stimmt so ziemlich alles - die Dramatik, die bitter-süßen Melodien, die Arrangements, sogar tanzbar sind die Songs. Der fünfte Track „Fail" markiert einen kleinen Wendepunkt des Albums - die Gitarre wird offensiver und rockiger, der Refrain hopst schon fast übermütig teils in Dur. „Broken Nose" erinnert mich stark an Faith No More in slow motion (gerade auch wegen des Slap-Bass-Einsatzes), bevor „Winter's Bed" den Hörer mit auf eine verdammt riffige Reise nimmt. - Goth ‚n' Roll eben, wie man ihn vielleicht spätestens seit Danzig kennen (und lieben) sollte. Künstliche Streicher geben „Alone" eine dramatische Note, ferner lassen hier Soundtechnisch die erwähnten Doors grüßen. Auch in den letzten vier Songs geben sich C-O-Box keine Blöße und spielen abwechslungsreich, textlich ironisch, dunkel und gefühlvoll. „I Need A Nurse" schließt das Album lyrisch witzig ab, auch an der Gitarre geht's noch mal richtig zur Sache.
„A Single Rat's Record" hat mich sehr überrascht und letztlich absolut überzeugt. Der musikalische Anspruch bleibt überschaubar, doch das ist hier kein Kriterium. Eine derart kurzweilige, selbstironische, in seiner Mischung ganz spezielle und zudem noch gut produzierte Platte hätte ich aus deutschen Landen nicht erwartet.

Chris

Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!

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