Lebanon Hanover - Sci-Fi Sky Tipp

Lebanon Hanover - Sci-Fi Sky
    Cold Wave / Dark Wave

    Label: Fabrica Records
    VÖ: 20.10.2020
    Bewertung:9/10

    Bandcamp


Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass die Schweizerin Larissa Iceglass und Brite William Maybelline zusammen als LEBANON HANOVER zu den ikonischsten Dark-Wave-Bands unserer Zeit gehören würden? Mit ihren gleichförmigen Bass- und Synthesizerlinien, der verzerrten Gitarre und dem schrägen und monotonen Gesang haben sie mittlerweile Kultstatus erreicht. Passend zur aktuellen Jahreszeit präsentieren sie ihr neues frostiges Album „Sci-Fi Sky“ so emotionslos wie eh und je.

Wer LEBANON HANOVER bereits kennt, weiß, was zu erwarten ist: Kühle Ästhetik, Monotonie, teilweise Techno-Beats, Trance und (ganz nach dem Leitspruch) maximale Sadness. Doch von „Sci-Fi Sky“ wird man doch noch überrascht werden.

„Living On The Edge“ stellt wie erwartet den spacigen Dance Beat in den Fokus, untermalt von überzogenen Synthesizern und Larissas tiefem einförmigen Gesang. Die Atmosphäre von „Golden Child“ stellt eine Ode an die 80er/90er Gothic Kultur dar und auf „Garden Gnome“ kann man (wie auch schon auf vergangenen Alben) immer wieder deutsche Phrasen vernehmen. Alle drei Songs sind unverkennbar LEBANON HANOVER – nicht mehr und nicht weniger.

„Don‘t Want To Die In This Digital Ocean“

Doch ab dem vierten Song packen LEBANON HANOVER alle ihre Geschütze aus: „Digital Ocean“ steckt voller Intensität, Tiefe, Ekel und Hass. Williams Gesang weicht von der Monotonie ab ins Wahnsinnige und Verwunschene. Mit „Angel Face“ präsentiert das Duo eine Ballade, die gleichzeitig so wenig und so sehr nach LEBANON HANOVER klingt wie noch nie.

Die absoluten Top-Tracks stellen für mich „The Last Thing“, „Third Eye in Shanghai“ und „Come Kali Come“ dar. „The Last Thing“ lief seit der EP-Auskopplung im März bei mir in Dauerschleife. Dieser tatsächlich wunderschöne Song (man glaubt es kaum) steckt nicht nur voller Erinnerungen, Melancholie und Traurigkeit, sondern transportiert eine Wärme, die der allgemeinen Ästhetik antagonistisch entgegensteht, sodass man direkt die Gänsehaut spüren kann.

Ganz im Gegensatz dazu steht das futuristische „Third Eye in Shanghai“, das in seiner Düsterkeit direkt den Nacken hoch kriecht und in Trance versetzt. „Come Kali Come“ ist das Schlussmantra der neuen LP, das mit orientalischen und sakralen Vibes und seinem Techno-Breakdown in alle Goth-Clubs der Welt gehört. Nach dem letzten geiferspuckenden ‚Come Kali Come‘ ist das Album aus und ich bin absolut glücklich.

Fazit

LEBANON HANOVER verkörpern den Dark-Wave-Underground. In ihrer maximalen Coolness, frostigen Ästhetik und dem tranceartigen Songwriting wird kein Fan der Stilrichtung enttäuscht werden. „Sci-Fi Sky“ ist seit „Tomb For Two“ das Beste, was das Duo in den 10 Jahren Bandgeschichte produziert hat.

Tracklist

1. Living On The Edge
2. Golden Child
3.Garden Gnome
4. Digital Ocean
5. The Last Thing
6. Angel Face
7. Hard Drug
8. Third Eye In Shanghai
9. Your Pure Soul
10. Come Kali Come

Nana

Stile: Atmospheric Black Metal, Stoner Rock, Melodic Death Metal, Metal-/Deathcore, slavischer Postpunk, Synth-Pop

Bands: Altin Gün, Agar Agar, Boy Harsher, Children of Bodom, Mars Red Sky, John Maus, Lorna Shore, Jonathan Hulten, Myrkur, Molchat Doma, Polyphia

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