Black-Out Beauty - Horrortrip EP

black-out_beauty

Stil (Spielzeit): Core (15:27)
Label/Vertrieb (VÖ): Nöize Records (06.04.10)
Bewertung: 7 / 10

Link: http://www.myspace.com/blackoutbeauty
Kurz und knackig… Die erste offiziell veröffentlichte EP der fünf jungen Luxemburger kommt wie ein kurzer, heftiger Uppercut aus den Boxen geschnellt und verschwindet dann auch gleich wieder in die dunkelsten Tiefen der Hölle. Was bleibt, ist ein wenig Ohrensausen, ein verkrampfter Nacken und ein Teppich voller Schneidezähne. Lediglich vier Songs haben die Jungs eingespielt, um unsere schwarzen Herzen zu erobern. Das muss also reichen, um den Namen BLACK-OUT BEAUTY nachdrücklich in der Szene zu etablieren. Ob das Konzept aufgeht? Wird man sehen... Immerhin durfte man bereits mit Brutalo-Größen wie SIX FEET UNDER und ILLDISPOSED touren. Dann müsste ich das dynamische Quintett eigentlich schon live gesehen haben. Also entweder hat deren Auftritt keinen sonderlich bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen oder der stets vorrangige Alkoholkonsum hat der Begutachtung dieser Band meinerseits einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich gehe mal von Letzterem aus.

Denn wenn ich mir das höchst eigenständige Geknüppel auf „Horrortrip“ so zu Gemüte führe, kriege ich durchaus Lust, mir die Sickos mal live zu geben. Ihr meint, heutzutage hat es alles schon einmal gegeben? Musik, deren Stilbezeichnung auf das Wörtchen „Core“ endet, ist mittlerweile nur noch Abklatsch von entweder HATEBREED, CARCASS, HEAVEN SHALL BURN oder SUICIDE SILENCE? Tja, weit gefehlt! Denn BLACK-OUT BEAUTY schaffen es tatsächlich, eine höchst eigenartige Mischung aus Hard-, Grind-, Metal- und Deathcore zu kreieren, die mit einigen Überraschungen aufwarten kann. Dementsprechend ist die von mir gewählte Stilbezeichnung auch genau so kurz wie die vorliegende Scheibe. Halt auf das Nötigste reduziert. Wobei man bezüglich der Songstrukturen auf „Horrortrip“ nicht unbedingt vom „Nötigsten“ sprechen kann. Nein, Purismus ist wahrhaftig kein Stilmittel der verrückten Luxemburger.

Unnötiger Firlefanz wie Keyboards, Samples oder irgend welche exotischen Instrumente werden von BLACK-OUT BEAUTY zwar weitestgehend umgangen, um sich voll und ganz auf die altbewährte Mischung aus Trommel, Bass und zwei Gitarren zu konzentrieren. Doch werden diese auf eine Art und Weise malträtiert, welche fernab von Genre-Schubladen-geprägten Vorgaben eine ganz eigene Dynamik entwickelt. Abgehackte Riffings, die dem geneigten Hörer kaum die Möglichkeit lassen, sich nicht dazu zu bewegen, wechseln sich ab mit schleppenden Slow-Parts und typischen Midtempo-Knüppeleien, wie sie auch die Herren um Chris Barnes nicht besser hätten zusammenschustern können. Ja, es darf tatsächlich auch streckenweise mal abseits der Core-lastigen Musizierung gedroschen werden. Auch der altertümliche Deathmetal hat es den dringend therapiebedürftigen Nachwuchs-Metallern angetan.

Hauptsächlich ist man jedoch stets darauf bedacht, das Hauptaugenmerk auf Groove zu legen. Und selbstverständlich die obligatorischen Blastbeat-Passagen, welche dazu dienen, den folgenden Rhythmus-Anfall noch mehr hervorstechen zu lassen. Dazu wird dann in allen möglichen Variationen gescreamt, gegrunzt, gesquealt und geröchelt. Aber auch einige sehr ungewöhnliche Quängel-Laute, kurz gesprochene Worte oder dadaistische Albernheiten finden bei BLACK-OUT BEAUTY ihre Daseinsberechtigung. Als müsse man dieses Chaos noch zusätzlich auflockern, lassen es sich die Wacos nicht nehmen, immer wieder mal überraschende Breaks und songtechnische Wendungen einzubauen, so dass man plötzlich wild bangend im Zimmer steht, bevor man merkt, dass gerade recht seichte Swing-Musik den Rhythmus vorgibt. Das ist wirklich höchst interessant anzuhören. Leider vergeht die anfängliche Euphorie ein wenig nach dem zehnten oder zwölften Durchlauf. Nicht alle Ideen auf „Horrortrip“ können langfristig hundertprozentig überzeugen. Da ist noch Luft nach oben. Aber so soll das ja auch sein. Besser kann man die Neugierde auf den hoffentlich in Kürze folgenden Longplayer gar nicht wecken. Wenn dann noch etwas an der Langzeitmotivation gefeilt wird, könnte diese Band schon sehr bald zum absoluten Geheimtipp mutieren...