Bloodshed Remains - What We Live For Tipp

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Stil (Spielzeit): Hardcore (31:43)
Label/Vertrieb (VÖ): Burnside Records (15.03.10)
Bewertung: 8 / 10

Link: http://www.myspace.com/bloodshedremains
Peng, voll in die Fresse… Und das gleich vierzehn mal hintereinander. Da bleibt nur, zu hoffen, dass die vermutlich zahlreich anstehenden Gerichtstermine wegen vorsätzlicher Körperverletzung die sechs jungen Österreicher nicht vom ausgiebigen Touren abhalten werden. Denn es würde mich persönlich wirklich brennend interessieren, ob die Jungs diese intensive Gewalttätigkeit, welche deren erster Longplayer „What We Live For“ versprüht, auch live genau so druckvoll rüberzubringen vermögen. Wer auch nur ansatzweise etwas mit Hardcore anfangen kann, der wird aus dem Kopfnicken beim Genuss dieser Scheibe gar nicht mehr herauskommen. Da bin ich doch glatt verleitet, bereits in der Einleitung zu meiner Rezension dieser in Chrom gepressten Aggressionsbewältigungstherapie mit Superlativen und allerlei sonstigen bezüglich dieser Musikrichtung gern gesehenen Adjektiven um mich zu werfen. „Druckvoll“ erwähnte ich bereits. Ebenso „intensiv“ und „gewalttätig“. Und ich denke, um „groovend“, „tight“, „ehrlich“, „mitreißend“ und ganz allgemein „hart“ unterzubringen, werde ich zu späterem Zeitpunkt mit Sicherheit auch noch die passenden Sätze finden. Das werde ich wohl müssen...

Welche Worte ich hingegen unbedingt vermeiden sollte, sind „Langeweile“, „Lustlosigkeit“ und „Füller“ sowie Kombinationen wie „in die Länge gezogen“, „ohne Herzblut“ und leider auch „noch nie da gewesen“. Doch wer schert sich auch nur einen Dreck darum, ob es solch mitreißende Riffings, die uns gehörig in den leiderprobten Arsch treten, zuvor bereits auf anderen Genre-Veröffentlichungen gegeben hat? Eigentlich niemand, oder? „What We Live For“ ist ja nun auch keine reine Kopie von Marktführern wie HATEBREED oder BORN FROM PAIN. Es ist halt einfach ein mächtig groovender Hardcore-Bastard mit ordentlichen Metal-Anleihen. BLOODSHED REMAINS wollen das Rad in dieser Hinsicht mit Sicherheit nicht neu erfinden. Die Jungs wollen einfach nur das machen, was sie lieben und deutlich spürbar auch leben. Und das nennt sich nun mal Hardcore. Mit allem, was dazu gehört. Wie schon im aussagekräftigen Herz auf dem Albumcover zu lesen ist, dreht es sich bei dem Sextett hauptsächlich um Schicksal, Stolz, Respekt und Zusammenhalt. Die Attitüden der Straße eben. Und diese werden auf „What We Live For“ auch bestens verkörpert. Mehr Straße geht kaum noch.

Das wird gleich beim Opener „HCB“ klargestellt. Da hauen die Österreicher mal eben eine kurze, knackige und dermaßen partytaugliche Spring-Hymne raus, dass man den Rest der Scheibe eigentlich gar nicht mehr anzuhören braucht, um zu entscheiden, dass das nächste heimische Saufgelage vermutlich nicht nur einmal von „What We Live For“ auf höchster Lautstärke begleitet werden muss. Wer hier nicht auf Anhieb überzeugt wird, der hat mit modernem Hardcore auch nichts am Hut. Auf der anderen Seite bleibt jedoch auch zu befürchten, dass der eine oder andere schwerst tätowierte Outlaw etwas zu viel mit Hardcore am sprichwörtlichen Hut haben könnte, um BLOODSHED REMAINS etwas abzugewinnen. Denn so „trve“ die Jungs auch rüberkommen mögen, so ist es doch definitiv die neue Schule, die sie fahren. Für Oldschool-Hardcore ist die ganze Geschichte dann doch etwas zu langsam und geradezu massenverträglich. Es ist zwar durchaus noch weit vom Metalcore entfernt, doch ist wie beim großen Vorbild HATEBREED der Metal-Einfluß nicht von der Hand zu weisen.stra

Darüber hinaus ist die durch überwiegend hüpftaugliche Grooves verkörperte Stimmung, so ehrlich die Straßen-Attitüde auch sein mag, meist eher zum Feiern denn zum Hassen geeignet. Teilweise kann man leichte Parallelen zu der Schweizer Party-Combo GURD nicht von der Hand weisen. Doch das ist es auch, was den Charme dieser Platte ausmacht. Tighte Rhythmen, fette Gitarrenwände und rotzige Shouts vermengt mit einer lockeren Atmosphäre, die nicht zu verkrampft rüberkommt, aber dennoch die nötige Härte aufweist. Runde Sache. Und wo wir gerade bei „rund“ sind, bleibt zu erwähnen, dass die Scheibe durch Gastauftritte der beiden Frontmänner von ALCATRAZ und FIRST BLOOD abgerundet wird...