Stil (Spielzeit): Emo/Alternative (43:16)
Label/Vertrieb (VÖ): Victory Records/Soulfood Music (08.08.08)
Bewertung: 7/10
Link: http://www.hawthorneheights.com
http://myspace.com/hawthorneheights
„Fragile Future“, der Titel des mittlerweile dritten Werks der kalifornischen HAWTHORNE HEIGHTS, ist Programm:
Thematisch geht es mehr denn je bei den Emo-Rockern um philosophische Dinge, zwar wird immer noch hier und da über Beziehungen und damit zusammenhängende Emotionen geträllert, allerdings spürt man eine gewisse Reife, die Band hat eine Änderung durchlaufen – HAWTHORNE HEIGHTS geben sich 2008 melancholischer, nachdenklicher und schlicht weg gereifter.
Wahrscheinlich ist dies auch zu einem großen Teil auf die Turbulenzen der letzten Zeit zurückzuführen, denn es stand nicht immer ganz so gut um den Victory Records-Sprößling:
Vor gut einem Jahr starb Drittgitarrist und Screamer Casey Calvert auf Tour an einer Medikamentenwechselwirkung und die Band beschloss, Casey nicht zu ersetzen, ihn weiterhin aber in der Besetzung mit aufzuführen. Mit „Fragile Future“ beweisen sie ihm dieses Andenken und halten ihr Wort; an seine Stelle ist lediglich Gitarrist JT Woodruff getreten.
Allerdings merkt man dem Sound an, das etwas prägnantes fehlt: Auf ihrem Debüt „The Silence In Black And White“ hatte man keine Probleme, sie dem Postcore- bzw. Emocore- oder sogar Screamobereich zuzuordnen, wie so viele andere Victory-Bands. Mit dem Fehlen der Screams und der dritten Gitarre haben HAWTHORNE HEIGHTS definitiv an Härte und Druck verloren, der nun dargebotene Stoff ließe sich am Besten als eine Mischung aus Emopop und eingängigem Alternative-Rock beschreiben – an der Schnittstelle vielleicht zwischen den ehemaligen Labelkollegen von TAKING BACK SUNDAY und den Genregrößen von JIMMY EAT WORLD.
Nach etlichen gerichtlichen Streiterein mit Victory Records und einem kurzzeitigen Abflug Richtung Majorlabel haben sie sich aber nun mit Victory versöhnt – anscheinend – und liefern mit „Fragile Future“ ein wirklich gutes Album ab, vielleicht des konsequenteste in ihrer bislangen Bandhistorie.
Wo der Opener „The Business Of Paper Stars“ noch verhältnismäßig schwerfällig und mit dem typischen Hart-Soft-Wechselspiel daherkommt, reißt einen das darauffolgende „Rescue Me“ - welches bereits als Single erschienen ist – sofort mit seinem tollen Refrain mit. In diesem Stil geht es dann ohne große Überraschungen weiter, qualitativ, aber ohne wirkliche Experimente.
„Somewhere In Between“ oder auch das sehr traurige „Four Become One“, in dem sich umfassend mit Caseys Fehlen beschäftigt wird, sind perfekte und melodische Emorockstücke, wie sie JIMMY EAT WORLD nicht hätten besser schreiben können.
Hier reiht sich eine großartige Melodie an die andere, ein Ohrwurm sucht den nächsten. Keine Frage, HAWTHORNE HEIGHTS wirken reifer und noch versierter, Fans werden dieses Album lieben, vorrausgesetzt, sie akzeptieren das wirklich hörbare Fehlen von Mister Calvert.
Darüber hinaus ist die Platte durch und durch Emorock, und Abgeneigte sollten sich mit dieser Platte definitiv nicht beschäftigen. Jedoch ist „Fragile Future“ in seiner Konsequenz und Ehrlichkeit durchgehend gelungen, Schwachstellen lassen sich vergebens suchen. Im Prinzip tolle Rockmusik, die zwar nicht überrascht, einen aber auch nicht stört.