Funeral For A Friend - Memory And Humanity Tipp



Stil (Spielzeit): Emotionaler Alternative-Rock (44:01)
Label/Vertrieb (VÖ): Roadrunner Records (17.10.08)
Bewertung: 8,5/10
Link: http://www.funeralforafriend.com
http://www.myspace.com/funeralforafriend

Sie sind wieder da: Die walisischen FUNERAL FOR A FRIEND gehören spätestens seit ihrem grandiosen Debütalbum „Casually Dressed And Deep In Conversation“ aus dem Jahre 2003 zur Speerspitze der internationalen Emo(core)-Bewegung – und mit dem neusten Werk „Memory And Humanity“ zeigt sich, dass sie vermutlich noch lange neben Bands wie THURSDAY und SAOSIN zu den Gewinnern in einem sonst recht belächelten und überlaufenen Genre gehören. 

Um es kurz zu machen: Die neue Platte klingt wieder nach FUNERAL FOR A FRIEND. Nach ihrem Konzeptalbum „Tales Don't Tell Themselves“ aus dem letzten Jahr, welches schon fast in Richtung poppiger Epik-Rock tendierte, geht es nun wieder zurück zu den schmissigeren Wurzeln. Zwar vermisst man noch immer das gewisse Raue, Kantige und Chaotische, was „Casually Dressed...“ zu dem Meisterwerk machte, das es ist, setzt es doch immer noch Maßstäbe für genannte Musikrichtung. 

Die ersten Klänge des neuen Openers „Rules and Games“ bestätigen jedoch indes das, was vermutlich viele Fans insgeheim gehofft hatten: Der Sound ist wieder härter, rifflastiger und schlichtweg knackiger geworden – die Drums von Herrn Ryan Richards poltern wieder vorzüglich brachial und man merkt den Mannen um Sänger Matthew Davies an, das sie nach wie vor große Metalliebhaber und IRON MAIDEN-Verehrer sind. Denn hier und da blitzt der bekannte Metaleinschlag auf, welcher FUNERAL FOR A FRIEND schon deshalb von anderen Kollegen abhebt. 
Vertrackte Rhythmusarbeit setzt sich im Fortgang mit dem Ohrwurm „To Die Like Mouchette“ fort, welcher vor allem durch einen sehr emotionalen und gewaltigen Mittelpart glänzen kann, sofort in die Gehörwindungen zischt und sich dort festsetzt. Generell haben sich wieder einige großartige Melodien auf „Memory and Humanity“ eingefunden. Bestes Beispiel hierfür ist eben genannter Track, sowie das lockere „Maybe I Am?“, welches bereits nach rund einer halben Minute mit dem perfekten Refrain aufwartet und sich sowohl für den Alternative Ballroom, als auch für (potentielle) Hörfunk-Rotations qualifiziert. Denn auch wenn die Songs wieder eingängiger und „frischer“ geworden sind, so besitzen die Fünf immer noch ein gutes Gespür für Ohrwürmer, was sich ja schon auf dem Vorgänger zeigte. 
So ganz abgeworfen haben sie ihren soften Kern nämlich doch nicht. Was sich an der todtraurigen Ballade „Building“ zeigt, welches man bereits nach dem ersten gehörten Akkord ohne großes Zögern in die typische Klischee-Emo-Schublade stecken kann. Allerdings schließt sich hier bereits wieder das großartige „Beneath The Burning Tree“ an, mit dem jegliche Melancholie fort geblasen wird: Fast schon punkmäßig geht es hier zu, mit zackigen, gitarrenlastigen Strophen, die man sowohl auf „Tales...“ als auch auf dem schizophrenen „Hours“ vermisst hatte. Und es bietet sich hier erneut ein grandioser Mittelpart, welcher einem unbestritten einiges an Kraft einzuverleiben versucht. 
Mit Brachialität werden diese sehr „runden“ Momente immer wieder durch eingängigere und fast schon „rotzige“ Momente wie in „Constant Illuminations“ abgelöst, bei dem einem gleich zu Beginn ein Hardcore-Lauf entgegen rennt, um später durch fetzige Riffs ergänzt zu werden. Auch entdeckt man immer wieder schmunzelnd kleine Momente, die tatsächlich an das Erstlingswerk erinnern. So etwa in jenem Song, wenn sich zwischen drin – man höre und staune – endlich wieder so etwas wie Screams einfinden. Oder wenn in „Waterfront Dance Club“ mal wieder die Double-Bassdrum bedient wird. 
Alle diese Dinge ergeben in der Summe ein absolut stimmiges, und vielleicht FFAF's bestes Album seit „Casually Dressed And Deep In Conversation“. 

Bei aller Lobhudelei muss jedoch auch erwähnt werden, dass man sich an diesem Album zwar wieder richtig erfreuen kann, vor allem wenn man wie ich jedes Werk ausgiebig gehört hat. Aber der große Umreißer ist „Memory and Humanity“ nicht – dafür sind die Songs einfach zu vorhersehbar, auch wenn sich Abwechslung auf diesem Silberling durchaus nicht rar macht! Was vielleicht aber auch heißt, dass sich FUNERAL FOR A FRIEND endlich gefunden haben, denn man merkt, dass bereits seit Jahren zusammen musiziert wird. Das Songwriting scheint glatt zu sein, der Sound ohne Makel. Aber vielleicht war dieses noch nicht ganz so eingespielt, als die Waliser in den Anfangstagen zusammenfanden? Somit ist wahrscheinlich ein fast schon intuitives Werk wie ihr erstes nicht wiederholbar. Lässt man diesen Punkt allerdings mal außen vor, muss man „Memory And Humanity“ anerkennen, dass es ein verdammt gelungenes und unterhaltsames (Emo)-Rockalbum mit hartem Einschlag geworden ist - Fans sollten zugreifen!