Krush - s/t

Krush

Stil (Spielzeit): Crust / Grind (28:22)
Label/Vertrieb (VÖ): Power It Up (03.04.10)
Bewertung: 7 / 10

Link: http://www.myspace.com/krushcrustgrind
 Typischer geht es kaum noch... Was sind die Zutaten, denen es bedarf, um eine ordentliche Crust-Formation auf die Beine zu stellen, welche nahezu alle gängigen Klischees bedient und zudem sämtliche daraus resultierenden Erwartungen erfüllt? Also zuerst einmal nehme man eine Besetzung, die in diesem Fall gerne auch mal aus fünf Mitgliedern bestehen darf, von denen jedoch nur drei ein Instrument bedienen. Bass, Schlagzeug und eine Gitarre. Das reicht. An Letzterer steht bei KRUSH sogar ein Weibchen. Wie nett. Dazu zwei Shouter, von denen einer etwas tiefer, der andere ein wenig höher grölt. Mindestens die Hälfte der Band sollte zudem einen Kopf schütteln, der von mehr oder weniger langen Dreads geziert wird. Check. Bei KRUSH gibt es gleich drei Zottelköppe zu bewundern. Sehr sympathisch. Das optische Gesamtbild wird vervollständigt durch zerschlissene Shirts und Hosen, welche im Idealfall mindestens zwei Nummern zu groß sind. Check. So viel zur Optik. Lyrisch sollte das Quintett natürlich pausenlos auf die Scheiß-Gesellschaft schimpfen und auf deren zahlreiche Missstände aufmerksam machen, wobei dies nicht mit stumpfen Parolen, sondern lieber mittels intelligenter Fingerzeige geschehen darf. Ideal wäre zusätzlich noch die Verbindung zur linken bis linksradikalen Szene. Check? Blick auf die Freundesliste bei Myspace. Check. Nun muss das Ganze nur noch in ein musikalisches Gewand gewickelt werden, welches laut, schnell, hart und kompromisslos daherknüppelt und Dir ohne irgend welchen Firlefanz den Arsch versohlt.

Und abermals kann ein Häkchen auf die Klischee-Checkliste gekritzelt werden. KRUSH sind laut. KRUSH sind schnell. KRUSH sind hart. Und KRUSH scheißen auf Kompromisse und unnötigen Firlefanz. Keine Introduktionen, die die Songs einleiten, so gut wie keine Samples, keine Keyboards oder sonstige Spielereien und kaum Ausrutscher in andere musikalische Gefilde außer Grind und Crust. Somit ist das Vorurteil rund. Gott sei Dank. Denn so und nicht anders soll es klingen, wenn eine angepisste Meute ihrem Unmut Ausdruck verleiht. Du suchst technisch ausgefeiltes Griffbrettgerutsche? Bleib bei DYING FETUS und Konsorten. Du suchst Refrains, Singalongs und melodische Hooklines? Hör Dir BETONTOD oder eine vergleichbare Punkband an. Alles was KRUSH mit beiden eben erwähnten Bands gemein hat, ist einerseits der Tiefgang der Texte, andererseits die allgemeine Hochwertigkeit der musikalischen Darbietung gemessen am Genre-Durchschnitt. Denn was die fünf Verrückten auf ihrem ersten Longplayer seit der Gründung im Jahre 1996 abliefern, steckt den Großteil aller Veröffentlichungen des Wettbewerbs locker in die Tasche. In ihren vierzehn Jahren Bandgeschichte haben die Jungs und Mädels ganz offensichtlich den crustigen Grindcore verinnerlicht und perfektioniert.

Und nun sollte der Name KRUSH in einem Atemzug mit Aushängeschildern wie EXTREME NOISE TERROR und den ganz frühen NAPALM DEATH genannt werden. Diese Einflüsse sind ebenso offensichtlich wie die Vorliebe für soloartige Gitarrenleads. Während die Drums überwiegend derartig schnell verdroschen werden, dass man sich so gerade eben noch dazu bewegen kann, variiert die Saitenarbeit etwas mehr zwischen harten, schnellen Riffings und quietschenden Leads. Dazu brettert ein dröhnender Bass, der permanent straight nach vorne will und nur selten eine Saite länger als den Bruchteil einer Sekunde vibrieren lässt. Der Sound, den KRUSH hier auffahren, ist für Crust-Verhältnisse ziemlich sauber und druckvoll. Überhaupt lässt die Scheibe wenig zu wünschen übrig, wenn man mit derartigem Geballer sympathisiert.

Sucht man hingegen nach Abwechslung oder gar richtiger Innovation, ist man bei den fünf Holländern definitiv an der falschen Adresse. Die einundzwanzig Attacken werden in einer knappen halben Stunde absolviert und bieten dadurch zwar Kurzweiligkeit, doch leider auch nur wenig Wiedererkennungswert. Die einzige Verschnaufpause bietet da der genau mittig angesiedelte Track „G.O.D. Guns.Oil.Drugs“. Ansonsten wird geknüppelt, was das Zeug hält. Man könnte fast soweit gehen, zu behaupten, „Krush“ sei die „Scum“ von morgen...