Stil (Spielzeit): Post-Hardcore (31:40)
Label/Vertrieb (VÖ): Sick Man Getting Sick Records (2009)
Bewertung: 8/10
Link: www.myspace.com/caleyaband
Immer wieder schön: Aus dem eigenen Geschmacksmief auszubrechen, neue Küsten zu erobern und sich wundern, warum man nicht schon früher dort gestrandet ist.
So ungefähr erging es mir mit „These Waves Will Carry Us Home“, dem Debütalbum der Hamburger CALEYA. Von Natur aus kein Mensch für Klänge, die aus Hardcore-Wurzeln erwachsen, musste ich mich erst in das Album reinhören – um eine faszinierende Welt aus Emotionen und Stimmungen unterschiedlichster Couleur zu entdecken.
Man glaubt ja immer zu wissen, dass zwischen den Ecken des Quadrats Freude-Trauer-Wut-Angst nichts sei bis auf ein paar Übergangsreaktionen. Doch falsch gedacht – alles was den unbekannten Lückengefühlen fehlt, sind Bezeichnungen, um sie in Worten auszudrücken. Als „Ersatz“ dafür dient die Musik.
CALEYA gehören trotz ihres Untergrund-/Newcomerstatus' zu den begnadeten Kapellen, die es verstehen, Strömungen und Gefühle in wuchtigen, brachialen und zugleich ungemein anheimelnden Kompositionen auszudrücken. Das geniale Hauptriff aus „The Siren Song“ bildet den frühen Höhepunkt des Albums und DEN einen Moment, dessen Wirkung man definitiv nicht allumfassend in Worten, sondern höchstens musiktheoretisch auf Notenpapier ausdrücken kann.
Trotz (oder gerade wegen) des natürlichen, auf produktionstechnische Verfettung weitestgehend verzichtenden Sounds drückt die Gitarrenwand, schrundig wie die Hamburger Hafenmauern und zugleich lieblich wie eine kühle Sommerbrise, mit gewaltiger Energie den Hörer vom Sitzmöbel. Mit dem Blick an die Zimmerdecke geheftet hört man Sänger Tobi gekonnt zwischen Klargesang und Screams changieren. Seine Stimme ist clever eingesetzt, um Direktheit zu schaffen, wo sie gebraucht wird und im Gegenzug an passenden Stellen die Instrumente sprechen zu lassen.
Dabei schlägt das Album einen geschickten Bogen mit zähem Beginn, großem Gefühlskino in der Mitte („The Siren Song“, „For The Ones We Love We're Willing To Forgive“) und einem ohrwurmträchtigen, langsam abschwellenden Ende („Faithfully Singing Farewell...“).
Die gerade mal 31 Minuten von „These Waves Will Carry Us Home“ erscheinen dabei wie eine schöne Unendlichkeit.