Radare - Infinite Regress



Stil (Spielzeit):
Postrock, Metal, Posthardcore (44:02)
Label/Vertrieb (VÖ): Shark Men / I. Corrupt (13.03.10)
Bewertung: 8 /10

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RADARE sind laut Info die Nachfolgeband von ACTRESS, die Metal mit Postrock verbunden haben. Bei RADARE sind jetzt zu 90% die Postrock-Anteile in den Vordergrund gerückt und die Jungs sind instrumental unterwegs (wenn man mal ein paar gelegentlich auftretende Crewvocals und Gesangslinien übersieht) – und die Musik ist nicht für Menschen geeignet, die an einem Aufmerksamkeitsdefizit leiden.

Denn bei vier Songs in einer dreiviertel Stunde kann man sich schon mal ganz gut vorstellen, in welche Richtung sich die Herren aus Mainz und Wiesbaden so bewegen: sie nehmen sich sehr viel Zeit, um die Tiefen und Stimmungen ihrer Musik auszuloten – da darf auch mal eine Trompete über unfassbar fragile Klanglandschaften tönen. Manchmal kriegt man gar nicht so richtig mit, wenn sie in einen neuen Part überleiten und man findet sich auf einmal in einer neuen Stimmung wieder, die dann richtig ausgewalzt wird. In den richtig langsamen, doomigen und ruhigen Momenten kann ich sogar den BOHREN & DER CLUB OF GORE-Vergleich aus dem Info verstehen - hört euch mal den Schluss von "Licht aus/ The Lesser Graves" an.

Ansonsten werden da natürlich NEUROSIS genannt, was von mir dann noch eben um die üblichen Verdächtigen wie ISIS und CULT OF LOONA etc. erweitert wird (eventuell sogar EF?). So hätte es mich auch nicht sonderlich gewundert, wenn dieses Album, welches für ein Debüt eigentlich unfassbar ist, auf Lifeforce Records erschienen wäre. Natürlich machen die absoluten Tiefen und nahezu meditativen Momente am meisten Spaß, wenn man mal eine Gitarrenwand als Kontrapunkt dagegen hat. Und ab und zu schwingen RADARE dann eben auch die Peitsche und doom-rocken alles kaputt.

Natürlich ist das hier nicht jedermanns Musik, da man natürlich hier auch auf von „aufgebläht" oder „zu wenig auf den Punkt" sprechen könnte. Könnte! Sollte man aber nicht. Die Dynamik der Songs ist dafür viel zu zwingend und die Kopfkino-Soundlandschaften dafür viel zu träumerisch mitreißend. Großartige Musik, um sich darin zu verlieren. Schade, dass mir hier nur eine Promoversion vorliegt – würde mich echt interessieren, wie das ganze Teil in sich noch aufgemacht ist. Trotzdem, ein geiles Stück Musik!
Kai