Jvlith Krishvn - VV

jvlith_krishvn

Stil (Spielzeit): Chaoscore (43:52)
Label/Vertrieb (VÖ): Shark Men Records (30.07.10)
Bewertung: 5 / 10

Link:
http://www.myspace.com/julithkrishun
Die brutale Wahrheit... Das und nichts anderes ist es, was Ihr bei JVLITH KRISHVN auf die Ohren kriegt. Nicht etwa die realitätsferne Alles-wird-gut-Attitüde hoffnungslos tagverträumter Lebensbejaer, keine plakativ pessimistische Schwarzseherei aus von zerlaufenem Kajal unterstrichenen Augen und auch kein pseudo-politisch motiviertes Zeigefingergewedel von in Sachen Kompetenz massiv überforderten Studentenhänden. Im Klartext bedeutet das: Auf „VV“ wird weder lustig hüpfkompatibler Neo-Hardcore aus solide mittelständigem Elternhaus geboten noch trendig-traurige Instrumentenvergewaltigung aus emotionalem Kern oder Breakdown-überladener Delta-Pop-Core in knallbunten Shirts. Nein, all diese neumodischen Core-Schubladen könnt Ihr Euch sonst wo hin schieben. Oder besser gesagt: Lasst sie Euch von JVLITH KRISHVN per gezielt platziertem Tritt dort hin schieben. Sei es Math-, Noise-, Hard- oder Grindcore. Das Quartett aus Dresden schneidet alles mal an, verweilt aber nicht lange genug, um dort wirklich in die Clique aufgenommen zu werden. Was bleibt, ist ein erhobener Mittelfinger. Keine Rücksichtnahme oder Schönrederei, kein aufgesetztes Grinsen oder Mitleid. Eben nur die brutale Wahrheit.

Ja, richtig. Ich möchte auf die Genre-Meßlatten-Platzierer BRUTAL TRUTH anspielen. Immer wieder fühlt man sich beim Genuß dieser schwer verdaulichen Chrom-Mahlzeit an die New Yorker Chaos-Truppe erinnert. Da kriegt man mal wieder so richtig Lust, die gute, alte „Need To Control“ rotieren zu lassen. Diesen Ansporn habe ich schon länger vermisst. Nun gut, das hat natürlich auch so seine Gründe. Denn zum gechillten Nebenbeihören, Mitträllern und sich einfach mal von der Musik Tragenlassen lädt besagte Platte ebenso wenig ein wie das hier zur Debatte stehende Zweitwerk von JVLITH KRISHVN oder ein von einem vierzigköpfigen Mob verhaltensgestörter Vorschulkinder vorgetragenes Weihnachtslied. Doch gerade das ist natürlich auch die Intention dieser Bands und definiert den Musikstil, dem sie verfallen sind. Ich denke, die Bezeichnung „Chaoscore“ trifft den Nagel ganz gut auf den Holzkopf. Denn chaotisch klingt das Resultat auf jeden Fall.

Das ziemlich kranke Bassspiel wird nur noch vom äußerst eigenwilligen und streckenweise schon direkt psychedelisch wirkenden Gitarrengezupfe an Unnachvollziehbarkeit übertroffen. Vom außer Kontrolle geratenen Geschrammel bis hin zu etwas merkwürdigen Melodien, welche verhältnismäßig sanft daherkommen, gibt es innerhalb der vierzehn Tracks auf „VV“ ein breites Spektrum an verschiedensten Klängen zu bewundern. Und diese werden nicht bloß von Saiteninstrumenten erzeugt. Auch elektronische Einflüsse haben einen Sitzplatz im randvollen D-Zug von Dresden nach Tinnitushausen ergattern können. So ist mit dem gut vierminütigen „Raging Robots“ ein reiner Elektro-Song enthalten, welcher lediglich von einem Schlagzeug begleitet wird. Dies ist auch der geradlinigste Track auf der Scheibe, da er einen durchgehend gut nachvollziehbaren Rhythmus aufweist. Ganz im Gegenteil zu den meisten anderen Titeln.

Direkt auf „Raging Robots“ folgt beispielsweise ein Instrumental, welches das wohl ruhigste, aber gleichzeitig mit seiner Überlänge auch das nervigste der Stücke darstellt. Und auch bei den restlichen Tracks muß man wohl unweigerlich von Geschmackssache kreischen. Denn man muss schon Nerven haben, die den stark beanspruchten Saiten ähneln, welche hier eine knappe Dreiviertelstunde lang malträtiert werden, um der ganzen Geschichte mit einem wohlwollenden Lächeln begegnen zu können. Für meinen Geschmack ist das Album, auch wenn es von der Massenunkompatibilität her nicht ganz an das Debut heranreicht, etwas zu anstrengend. Aber zugegebenermaßen ist mir der Spaß an der „Need To Control“ auch recht schnell wieder vergangen. Ich habe meinen Lärm mittlerweile einfach lieber etwas linearer. Freunde von CONVERGE und NEUROSIS hingegen dürften mit Sicherheit zufriedengestellt werden. Als Kritikpunkt könnte sich allerdings der leicht ungehobelte Sound herausstellen, welcher vor allem den Gesang meines Erachtens viel zu sehr in den Hintergrund rückt. Aber ein aalglattes Soundgewand würde zu dieser Art von Krach auch einfach nicht passen...