Geschrieben von Busuzima Freitag, 03 September 2010 15:23
Endnote - ...Und Ich Bin Nur Wer Ich Sein Kann
Stil (Spielzeit): Hardcore (41:22)
Label/Vertrieb (VÖ): Ampire Records (16.07.10)
Bewertung: 5 / 10
Link: http://www.myspace.com/endnoterocks
Klingt so, als hätten sie das in einer Garage aufgenommen... Das war der Kommentar, den meine Lebensgefährtin abgab, als sie das erste Mal ENDNOTE bei mir rotieren hörte. Und bei all ihrem fachlichen Unverständnis für diese Art von Musik muss ich zugeben, dass ihre Einschätzung des Sounds auf „...Und Ich Bin Nur Wer Ich Sein Kann“ doch stark mit der meinen übereinstimmt. Ich kann mir zwar gut vorstellen, dass dies genau das Soundgewand ist, welches die Jungs auch haben wollten, doch kann man nicht darüber hinwegsehen, dass das Ergebnis einfach unausgegoren und holprig klingt. Nichts gegen ein wenig vertontes Chaos, aber das hier ist dann doch etwas zu viel des Guten. Oder besser gesagt: zu wenig... Doch bevor ich gleich zu Beginn meiner Rezension ein disharmonisches Liedchen über die Uneingängigkeit dieser Scheibe kreische, folgen hier erst einmal ein paar allgemeine Worte zur Band:
Die vier offensichtlich recht intelligenten und künstlerisch kreativen Köpfe von ENDNOTE sehen sich gegenseitig nicht bloß als Bandkollegen an, sondern viel mehr als gute Freunde. Seit Gründung der Band im Jahre 2004 haben sie in Eigenproduktion eine EP mit dem Titel „Neben Dem Licht“ veröffentlicht und lassen nun mit „...Und Ich Bin Nur Wer Ich Sein Kann“ ihr Debut-Album auf die Menschheit los. Vermutlich, um die Affinität der Band zur alten Schule zu verdeutlichen, wird dieses vorerst nur auf Vinyl erscheinen. Und diese Vorliebe für die Werte vergangener Tage kann man eben auch der Musik von ENDNOTE anmerken. Ob dies nun gefällt oder nicht, bleibt jedem selber überlassen. Spuren von modernen Einflüssen oder gar Genremutationen wie Metal- oder Deathcore sucht man bei diesem Quartett aus Attendorn vergeblich. Auf der anderen Seite klingen die acht Stücke auf dieser Scheibe auch nicht wie schon tausendmal gehört. Man könnte vielleicht von Post-Hardcore sprechen, was natürlich leicht in Konflikt mit dem Begriff „Oldschool“ steht. Doch ich persönlich halte beide Begriffe für zutreffend.
Denn „oldschool“ sind bei ENDNOTE auf alle Fälle der Sound, ganz besonders in Bezug auf die Saiteninstrumente, sowie auch viele der Riffings und Arrangements. Doch gerade diese kann man dann meist nicht mehr in die Hardcore-Ecke schieben. Viel mehr klingt es dann nach guten, alten Metalbands der Marke ENTOMBED oder auch CROWBAR. Und genau das ist es dann wiederum auch, was ENDNOTE von einer reinen Hardcore-Formation unterscheidet. Nicht nur, dass die Jungs immer mal wieder in die Metal-Ecke schielen. Auch die chaotischen Songstrukturen der acht überlangen Tracks sind eher untypisch und weisen klare Merkmale der Post-Punk-Szene auf. Psychedelisch angehauchte Passagen sind auf „...Und Ich Bin Nur Wer Ich Sein Kann“ ebenso vorhanden wie Jazzige Chaosparts, einige Elemente aus dem Stoner Rock und anstrengende Noise-Ausflüge, welche ihrem Namen alle Ehre machen. Dazu röhrt sich Frontmann Mike Martinez die Kehle wund. Dieses fast durchgehend gleich klingende Geschrei entwickelt im Laufe der knappen Dreiviertelstunde dieser Platte eine fast schon einschläfernde Wirkung auf den Hörer. Wäre da nicht diese strapaziöse Musikbegleitung...
So jedoch wird aus diesem Album wohl nur in den seltensten Fällen eine Scheibe, die zum Einschlafen gehört wird. Schade, denn die Jungs von ENDNOTE haben großen Wert auf Atmosphäre gelegt und diese würde ich ganz im Gegensatz zur musikalischen Darbietung eher im nachdenklich-depressiven Bereich ansiedeln. Ja, es handelt sich hier um eine Band der Widersprüche. Schade ist es übrigens auch um die mit Sicherheit sehr poetischen und hintergründigen Texte. Denn die Songtitel versprechen viel, aufgrund des unverständlichen Gesangs weiß man jedoch nicht, ob dies auch gehalten werden kann. Von den größtenteils in Deutsch und, wie ich vermute, teilweise auch in Englisch vorgetragenen Texten versteht man eigentlich nur dann etwas, wenn Herr Martinez in die immer mal wieder eingestreuten Spoken-Word-Passagen verfällt. Alles in allem ist diese Scheibe also leider etwas zu holprig und unnachvollziehbar, um wirklich zu punkten. Uninteressant hingegen sieht anders aus...