Metroplex - Decade Diary



Stil (Spielzeit):
Posthardcore (44:44)
Label/Vertrieb (VÖ): Ass-Card / Cargo (02.07.10)
Bewertung: 8,5 / 10

Link: MySpace

Beim Hören eines Albums kommen einem ja recht schnell Bilder in den Kopf, um was für eine Art von Band es sich hier handeln könnte. So auch bei „Decade Diary", welches von Durchgang zu Durchgang zu wachsen scheint.

Allerdings bin ich ein wenig überrascht, da mein Bild von METROPLEX so gar nicht zu dem passt, was ich hier im Info lese: es handelt sich um ein Trio. Meine Güte! Normalerweise erwartet man bei herkömmlichen Trios ja eher eine Limitierung des Sounds – und genau das passt so gar nicht zu den drei Herren aus Philadelphia: der Sound ist groß, flächig, tief, angriffslustig, verspielt, atmosphärisch und weitläufig in bestimmten Momenten.

Mit dem Begriff Posthardcore dürfte man ihre Musik am besten kategorisieren: viele atmosphärische Parts, eine raue Stimme, die auch wunderbar für Punkrock geeignet wäre, aber eben auch sanft sein kann. Dann wechselt die Band gerne zwischen Laut und Leise und orientiert sich an Vorbildern wie HOT WATER MUSIC, FUGAZI, SAMIAM (bei einem Songs klingen sie sogar kurz nach BILLY TALENT, die zwar nicht unbedingt Jedermanns Sache, aber eben auch eigenständig sind) und anderen. Aber dennoch schaffen sie es, einen ziemlich individuellen Sound zu kreieren. Sei es durch den Gitarrensound, der weit ab von Trends ist und Widererkennungswert hat, oder durch den Gesamtsound, der mit Hall arbeitet (und irgendwie eine kleine 80iger Note hat, oder spinne ich?), oder durch das Songwriting.

Und in Sachen Songwriting macht ihnen so schnell auch niemand etwas vor. METROPLEX beherrschen die Gefühlsklaviatur, wie sie im oldschooligen Emo genutzt wurde, können Klangteppiche aufbauen, die sie mit Reibeisen und Gewalt wieder niedermähen. Zwar ist hier bei weitem nicht jeder Song ein Hit, dafür hat das Album Tiefe und einen gewissen Fluss – und der zieht den Hörer bei jedem neuen Durchgang ein kleines Stück weiter: ein klassischer Grower. Endlich mal wieder was anderes! Geil!
Kai