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Mit Vollgas an die Wand... Tja, schade aber auch. Dabei hatte ich nach dem innovativen Debut-Album, welches im Jahre 2008 unter dem Titel „Der Hölle Ein Licht“ erschien, wirklich noch große Hoffnungen, was den damals von mir freudig erwarteten Nachfolger betraf. Doch leider hat man sich im Hause GROBER KNÜPPEL ja nun einmal dazu entschlossen, den Karren an die Wand zu fahren. Und das mit Vollgas. Na, immerhin. Wäre ja noch schöner gewesen, wenn die Herren plötzlich den Fuß vom Gas genommen und sich für die seichte Schiene entschieden hätten. Nein, keine Angst. Der Knüppel wird nach wie vor ausgepackt, um Schaden anzurichten. Gezielt wird dabei primär auf den Staat, Heuchler, den Staat, Pussies, den Staat, weibliche Geschlechtsorgane und den Staat. Und das auf eine Art und Weise, die wohl gezwungenermaßen augenzwinkernd angesehen werden muss. Ansonsten müsste man ernsthafte Bedenken an der Seriosität der fünf Knüppelbarden äußern, denn die Texte bewegen sich teilweise auf einem dermaßen unterirdischen Niveau, dass man verleitet ist, mal wieder DIE KASSIERER anzuspielen, um intellektuell beansprucht zu werden. Das war auf der ersten Scheibe ja noch witzig und zu „Meine Süße“ konnte man wirklich exzellent abfeiern, aber Titel wie „Das Rohr“ oder „Ein kleiner Arsch (ist schnell geleckt)“ gehen nun wirklich etwas zu weit.
Nun gut, bei einem ebenso dummen wie genialen Bandnamen wie GROBER KNÜPPEL erwartet man natürlich auch keine hintergründige Lyrik, aber der Musikgenuss, welcher im Hinblick auf die Instrumentalisierung wirklich alles andere als minderwertig ist, wird schon ein wenig geschmälert durch textliche Ergüsse wie „Außer nem Kilo Hirn hab ich nichts zu verlieren.“ oder „Meine Mutter, die war nicht begeistert. Meine Socken immer vollgekleistert.“. Und auch die obligatorischen Schlachtrufe gegen das System und Durchhalte-Parolen, ohne welche keine Band, die etwas mit Hardcore am Hut hat, auskommt, geben nicht unbedingt Denkanstöße, sondern spornen eher zum Gähnen an. Doch sieht man mal von den Worten ab und wendet sich lieber den Noten zu, ist es durchaus nicht unangebracht, anerkennend zu nicken. Denn hier kommt neben den unverkennbaren Hardcore-Wurzeln, welche sich für den Vollgas-Faktor verantwortlich zeichnen, vor allem die Stilbezeichnung „Crossover“ zum Tragen.
Das mag auf den ersten Blick vielleicht nicht sonderlich vorteilhaft klingen, doch sollte man Crossover nun nicht automatisch mit Radio-Kapellen wie LIMP BIZKIT oder DOG EAT DOG gleichsetzen. Die Jungs von GROBER KNÜPPEL haben ihre ganz eigene Vorstellung von der Vermengung diverser Musikstile. Da darf sowohl in bester Thrashmetal-Manier drauf los geknüppelt als auch auf recht punkige Weise geschrammelt werden. Da gibt es gechillte Rap-Einlagen, schleppende Doom-Walzen, hodenlastige Gangshouts, simple Kopfnicker-Rhythmen, chaotische Wutausbrüche, merkwürdige Spielereien und vieles mehr. Also der Variantenreichtum kommt bei dem Quintett aus Nordrhein-Westfalen auf alle Fälle nicht zu kurz. Das ist auch der Grund dafür, dass diese groben Knüppeleien Fanherzen sowohl in der Punk-Szene als auch im Hardcore- und Metal-Bereich erobern konnten. Ob man nun auf PRO-PAIN, SUICIDAL TENDENCIES, BODY COUNT, CROWBAR, RAWSIDE oder SICK OF IT ALL steht – „Unbeugsam“ bietet von allem etwas, ohne sich wirklich an eine Richtung zu binden.
Das ist zwar recht interessant anzuhören und kann beim ersten Durchlauf auch mit diversen Überraschungen und zudem mit einem wahrhaft fetten Sound in Relation zum Wettbewerb punkten, geht aber leider nicht so ins Ohr, wie es sollte. Okay, vielleicht ist es auch etwas überspitzt, zu behaupten, die Jungs hätten mit dieser Scheibe den Karren an die Wand gefahren, aber überzeugt haben mich die zwölf Songs bei Weitem nicht. Da bleibe ich doch lieber beim Erstlingswerk. Da gab es noch so richtig mitreißende Singalongs und Rhythmen, die direkt in die Beine gingen. Derartiges ist auf „Unbeugsam“ nur noch stark abgeschwächt zu erkennen. Schade. Aber mal sehen, was das dritte Album so zu bieten haben wird...