Stil (Spielzeit): Posthardcore (36:12)
Label/Vertrieb (VÖ): Midsummer / Cargo (07.01.11)
Bewertung: 8 / 10
Links: MySpace
Die Suche nach dem perfekten Sound und dem Hammer-Trigger in den letzten Jahren hat unter anderem auch dazu geführt, dass manch einer diesen perfekten Sound so langsam wirklich satt hat. Man sehnt sich wieder nach Bands, die sich nicht darum scheren, ob ihre MySpace-Seite genial, das Merchandise bunt oder die Breakdowns tight sitzen. Es wird langsam echt wieder Zeit für Ecken und Kanten! Schließlich lieben wir diese Musik ja wegen des Gefühls und nicht wegen des Produktes!
Und da kommen für mich CITY LIGHT THIEF aus NRW ins Spiel. Den Jungs kann man eine kleine Heldenverehrung in Richtung THURSDAY attestieren, aber das ist ja in der Tat nicht das Schlechteste! Und außerdem haben sie mehr als genug eine eigene Handschrift entwickeln können, um sich erfolgreich von den Amis emanzipieren zu können. „Lavin" bietet uns tollen Posthardcore, der bei den Vorbildern schon längst nicht mehr abguckt und einen eigenen Weg einschlägt.
Da werden Handclaps und gesprochene Parts benutzt, ein Tamburin nicht außen vor gelassen und die Gitarren eben nicht bis zum Umfallen verzerrt und grabestief herunter gestimmt. Nein, dieser Sound ist ehrlich. Das ist eine Band, die Spaß an ihren (guten) Songs hat und denen das Songwriting wichtiger ist, als der direkte Vergleich der Pro Tools-Sounds mit der neuen AS I LAY DYING. Der Gesang ist zwar manchmal etwas schief, aber nicht weinerlich. Klar kann man das hier Emo nennen, aber bitte nicht von irgendwelchen 17jährigen mit Kajal im Gesicht und Nietenarmbändern. Die sollen weiterhin THE ALL AMERICAN REJECTS und Co. hören gehen. Mit „unserem" Emo haben die einfach nichts zu tun.
Was ich an CLT sehr mag, ist die Gitarrenarbeit, da man hier nicht auf platte Riffs aus dem Metal setzt, der Sound, weil er so herrlich unaufgesetzt klingt, und die Art, wie die Band versucht, einfach etwas mehr zu geben. Sei es das Geklatsche oder die gemeinsame Nutzung der vorhandenen Stimmbänder. Außerdem haben sie mit einem leicht schrägen Verständnis von Pop ab und zu sogar richtige Hits dabei („Pioneers" hat trotz extrem abgegriffener Akkorde absolut keinerlei Verschleißerscheinungen und wirkt vollkommen unpeinlich!).
Aber da setzt auch meine Kritik an: hätten CITY LIGHT THIEF dieses Gespür für wirkungsvolle Gesangsmelodien auf dem ganzen Album unterbringen können, hätte ich hier aber sowas von einer Empfehlung für euch! So denke ich, haben die fünf Lichtdiebe noch etwas Luft nach oben gelassen für das nächste Album. Und Jungs, da erwarte ich dann etwas wirklich Gewaltiges von euch!
Vielleicht haben CLT hier nicht das perfekteste Album 2011 abgeliefert, aber es klingt einfach so herrlich NICHT nach Zeitgeist, dass ich das hier einfach mal abfeiere! Und tolle Songs bleiben tolle Songs!