Katatura - In Two Minds

katatura

Stil (Spielzeit): Complex Groove Core (52:26)
Label/Vertrieb (VÖ): STF Records (01.11.10)
Bewertung: 7 / 10
Link: http://www.myspace.com/katatura

Hat ein wenig gedauert… Aber nach etlichen Durchläufen hat der wirklich äußerst schwer einzuordnende Stoff der Jungs von KATATURA nun doch den Weg in mein Herz gefunden. Wenn auch dieser recht holprig gewesen zu sein scheint. Denn wenn man sich vollkommen unbeschwert einfach mal daran macht, das Debut-Album dieser sächsischen Chaos-Combo anzutesten, so wird man doch recht schnell feststellen, dass die komplexen Klänge, welche sich darauf befinden, dazu neigen, erst einmal in den Gehörgängen festzustecken, um dann vergeblich den Weg nach innen zu suchen, bis sie letztendlich kapitulieren und den Körper ohne sonderlich nachhaltigen Eindruck wieder verlassen. Und sofern man nicht gewillt ist, den Eindringlingen eine zweite und möglichst auch noch eine dritte Chance zu geben, sich im Gedächtnis einzunisten, dann wird deren Schlachtschiff „In Two Minds“ vermutlich beim Großteil seiner Konsumenten auf dem Status „angetestet“ hängen bleiben und dem Aufruf, den Herren von KATATURA durch ein Voting den Auftritt auf dem diesjährigen „Metalfest“ in Dessau zu ermöglichen, wird wohl nicht unbedingt Folge geleistet werden. Und das gilt es zu verhindern. Also nicht den Auftritt, sondern das Fernbleiben der dazu benötigten Stimmen. Denn was das Quintett aus dem wilden Osten auf „In Two Minds“ musikalisch so abliefert, ist nicht bloß außerordentlich hörens-, sondern zudem mit Sicherheit auch sehenswert. Davon bin ich überzeugt.

Denn so etwas hört man nun wirklich nicht alle Tage. So etwas hört man genau genommen sogar so selten, dass es äußerst schwer fällt, für so etwas eine passende Stilbezeichnung zu finden. KATATURA scheinen nicht sonderlich interessiert daran zu sein, in irgend eine dieser ebenso gewöhnlichen wie abartig ausgelutschten Schubladen gesteckt zu werden. Ganz im Gegenteil. KATATURA wirken eher ambitioniert, ihre ganz eigene, ebenso ungewöhnliche wie angenehm unbefleckte Schublade zu kreieren. Schade nur, dass es da noch diese Band namens MESHUGGAH gibt. Somit ist die Schublade, welche von den Jungs aus Chemnitz mit „Complex Groove Core“ betitelt wird, nicht ganz so unbefleckt, wie sie es vielleicht gerne hätten. Die alten Schweden von MESHUGGAH haben zwar nie eine derartig reißerische Bezeichnung für ihre musikalischen Erzeugnisse formuliert, aber in Sachen Komplexität und Groove sind die beiden Truppen durchaus vergleichbar. Wobei Letzteres eigentlich gar nicht so sonderlich ausgeprägt ist. Das Hauptaugenmerk liegt bei beiden Wettbewerbern eher auf der Komplexität.

Und diesbezüglich verstehen die Ossis ihr Handwerk allemal. Ohne unnachvollziehbar oder gar anstrengend zu klingen, vermögen die fünf drurchgedrehten Jungs ihre Instrumente auf höchst unkonventionelle Art und Weise zu malträtieren und damit zumindest auf den zweiten Blick sogar recht eingängige Songstrukturen zu schaffen. Was eventuell beim allerersten Durchlauf noch langweilig oder zu vertrackt klingt, kann den Hörer bei einem späteren schon richtig mitreißen. Allerdings geht dieses Konzept nicht bei jedem der elf Songs auf. Einige bleiben leider langweilig oder zu vertrackt. Dass die Tracks eigentlich durchgehend ohne Refrain auskommen, ist an sich ja nicht unbedingt als negativ zu betrachten, lässt in einigen Fällen jedoch leider zu sehr den nicht zu verachtenden Wiedererkennungswert vermissen. Teilweise klingen die immer in der selben Tonlage vorgetragenen Texte einfach zu monoton, um hängenzubleiben.

Doch überwiegend wird dies durch die interessanten Songstrukturen kompensiert. Die sehr basslastigen Riffings, welche sich überwiegend im unteren Midtempo-Bereich bewegen, werden von einfallsreichen Drums begleitet und erzeugen häufig eine merkwürdig düstere Stimmung. Die etwas verkrampft wirkende Grölstimme des Frontmannes reiht sich zwar nicht zuletzt aufgrund der anspruchsvollen Texte recht gut in diese Atmosphäre ein, lässt jedoch leider ein wenig Variation vermissen. Dafür drückt der Sound ganz gut und das schleppende Tempo, welches gerne mal plötzlich durch konfuse Stakkato-Parts abgelöst wird, erzielt eine nachhaltige Wirkung. Man sollte der Scheibe auf alle Fälle zumindest zwei Chancen geben...