Stil (Spielzeit): Streetcore (29:40)
Label/Vertrieb (VÖ): KB Records / Cargo Racords (15.04.11)
Bewertung: 9 / 10
Link: http://www.myspace.com/thesuicidekingspunk
Verdammt… Warum bin ich nicht schon früher auf die Idee gekommen, diesen immer wieder mal irgendwo gelesenen Namen THE SUICIDE KINGS näher zu begutachten? Was die vier Jungs aus Hessen musikalisch bisher so auf die Beine gestellt haben, ist leider völlig an mir vorbeigezogen. Doch glücklicherweise verbringe ich das bisschen Freizeit, welches mir nach Feierabend bleibt, ja gerne mit diesem Rezensionsgedöns. Und so hat nun auch endlich das suizidgefährdete Königshaus Einzug in meinen Alltag gefunden. Dieser Umstand mag meine lautstärkeempfindlichen Nachbarn zwar eher minder freuen, ich persönlich jedoch verspüre bei jedem Durchlauf dieser Scheibe mehr und mehr den Drang, die Anlage noch um ein paar Stufen weiter aufzudrehen und meine Stimmbänder zu beanspruchen. So etwas kommt nun mal dabei heraus, wenn eine Band wirklich harte Rhythmen in einer flotten Geschwindigkeit mit nachhaltigen Melodien und absolut eingängigen Singalongs kombiniert. Da kann ich nun wirklich nichts dafür. Also wer bei Gassenhauern wie „Not with us“ oder „Life of Nancy“ nicht das unausweichliche Bedürfnis verspürt, zu feiern, bis das Herz versagt, dem gebührt mein tiefstes Mitgefühl, denn entweder fehlt diesem Menschen das Hörorgan oder sein Herz hat bereits versagt...
Anders könnte ich mir den Mangel an unweigerlich aufkeimender guter Laune nicht erklären, wenn die zehn Tracks des mittlerweile dritten Albums der vier Suizidkönige aus den Boxen schallen. Nach einer kurzen und aussagekräftigen Introduktion geht es mit dem Opener „2nd class citizen boys“ gleich richtig schön straight nach vorn. Die ungemein thrashigen Gitarren in Verbindung mit den angenehm tighten Drums brechen dem geneigten Hörer auf der Stelle das Genick und spätestens wenn die leicht verkniffen, aber sympathisch klingenden Shouts von Frontmann Rüdiger einsetzen, ist die Zeit gekommen, aus sich herauszubrechen und in euphorische Grölorgien zu verfallen. Letzteres wird einem auch denkbar leicht gemacht, da man es dem guten Rüdiger deutlich anhört, dass er nicht englisch-, sondern deutschsprachig aufgewachsen ist. Man könnte es fast schon als niedlich bezeichnen, wenn die Jungs aus rauer Kehle und tiefstem Herzen „Not with us“ brüllen und dabei so sprachsicher wirken wie ein deutscher Politiker. Doch letztendlich schadet das dem Hörgenuss in keinster Weise und immerhin sind so die solide sozialkritischen Texte stets sehr gut zu verstehen. So macht das Mitgrölen Spass...
Das liegt aber auch nicht zuletzt an den eingängigen und mitreißenden Melodien, welche die vier schwer tätowierten Rocker für „Menticide“ aus dem Ärmel geschüttelt haben. Neben den bereits angeführten Titeln ist melodisch Interessierten in dieser Hinsicht auch „Carry my guilt“ besonders ans Herz zu legen. Es gibt zwar auch den einen oder anderen Song auf diesem Album, der zwischen den richtigen Partygranaten etwas untergeht, aber das ist den Jungs in Hinsicht auf die vielen wirklich zündenden Tracks zu verzeihen. Letztendlich ist „Menticide“ doch zu einem außerordentlich kurzweiligen Scheibchen gewachsen, welches im direkten Vergleich zu den beiden Vorgängern noch einiges an Power und Nachdruck hinzugelegt hat. Der Metal-Anteil ist deutlich gestiegen und so ist aus einer punkigen Streetcore-Kapelle nun ein höchst eigenständiger Bastard aus Punk, Thrash, Hardcore, Rock und eben Streetcore geworden. Dazu braucht man nur einen klackernden und stets gut wahrnehmbaren Bass, eine zwischen harten Metalriffings und unbeschwerten Punkmelodien pendelnde Gitarre, ein simples, aber effektvoll groovendes Schlagzeug und eine sympathische Grölstimme. Fertig sind THE SUICIDE KINGS...
Da das Ganze auch noch mit einem knackigen Sound versehen wurde, kann man bei dieser Scheibe eigentlich gar nichts falsch machen, sofern man denn mit Truppen wie DISCIPLINE, RYKER’S oder auch GROBER KNÜPPEL sympathisiert. Mich zumindest haben die Jungs auf ganzer Linie überzeugt und wenn auch Qualität und Originalität vielleicht nicht unbedingt neue Maßstäbe setzen, so kann ich doch nicht darüber hinwegsehen, dass die Scheibe seit etlichen Tagen Stammgast in meiner Anlage ist. Ich muss einfach neun Punkte vergeben...