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Das sind doch nette Leute... Und das ist jetzt nicht bloß als Statement zu vielen Anhängern der Skinhead-Szene im Allgemeinen und den vier Jungs von RAZORBLADE im Besonderen zu verstehen, sondern zugleich stellt einleitender Satz auch einen Teil des Refrains aus dem Song „Trinkfest in Deutschland“ dar, welcher auf der neuen Scheibe dieses niederländischen Quartetts zu finden ist und dessen kompletter lyrischer Inhalt schon vom Titel verraten wird. Wir Deutschen sind also nette Leute. Da sehe ich mich ja geradezu gezwungen, dieses Bild, welches unsere freundliche Nation sich offenbar mittlerweile in den Niederlanden aufgebaut hat, aufrechtzuerhalten und über sämtliche Schwachpunkte dieser recht außergewöhnlichen Streetcore-Platte einfach hinwegzusehen. Kein Wort also über die sehr simple musikalische Vorgehensweise, die streckenweise äußerst ideenlosen und abwechslungsarmen Gitarren oder die immer gleichen Trommeleien. Kein Wort über den irgendwie gelangweilt wirkenden Gesang, die unmotivierte Atmosphäre und auch keines über die teilweise merkwürdigen und oft ziemlich dämlichen Texte. Das wird hart. Mal sehen, ob ich das tatsächlich bis zum Ende durchhalte...
Beginnen wir also mit den positiven Aspekten der mittlerweile fünften Langspielplatte der vier seit 2001 aktiven Rasierklingen. Diese zeichnet sich vor allem durch die recht ungewöhnliche Eigenschaft aus, dass die zehn Songs auf „Gegen Die Masse“ von den Holländern weder in ihrer Landessprache noch auf Englisch vorgetragen werden, sondern komplett auf Deutsch. Es handelt sich dabei um eine Coverversion namens „Stiefeljungs“ von VOGELFREI sowie neun Eigenkompositionen, wobei der Titel „Hart wie Stein“ eine etwas abgewandelte Version des RAZORBLADE-Klassikers „Hard als Staal“ darstellt, welcher schon zuvor unter dem Titel „Hart wie Stahl“ deutschsprachig veröffentlicht wurde. Diese zehn Tracks wurden dann noch um ein etwas befremdliches Outro ergänzt und fertig ist der vermutlich erste niederländische Deutschlandtribut. Ob die Welt auf so etwas nun wirklich schon lange gewartet hat, wird wohl anzuzweifeln bleiben, ich persönlich bin für derartige Raritäten jedoch stets zu haben. Also die Idee ist schon mal gut. Jetzt hängt der Gesamteindruck nur noch von der Umsetzung ab. Und auch hier will ich zunächst ein Auge zudrücken und zuerst einmal die positiven Aspekte berücksichtigen...
Nicht zu unterschätzen ist sicherlich die natürlich leicht akzentbehaftete, aber doch durchaus stets gut verständliche und grammatikalisch überwiegend korrekte Aussprache, was schon eher ungewöhnlich ist. Außerdem werden die aufgrund des solide durchschnittlichen bis gar unterirdischen Niveaus hier nicht weiter erörterten lyrischen Ergüsse aus der typisch rauen Kehle von Frontmann Wouter, welcher sich auf dieser Scheibe Walter nennt, stets auf eine Weise vorgetragen, die zum Mitgrölen einlädt. Oder einladen würde, wenn dort nicht dieses permanente Gefühl der unterschwelligen Lustlosigkeit wäre, welches sich leider irgendwie in die gesamte Produktion eingeschlichen hat. Doch das lassen wir hier erst einmal außer Acht. Und auch bei der Betrachtung der äußerst simplen Gitarren wird an dieser Stelle lediglich die gerade dadurch relativ ausgeprägte Eingängigkeit angeführt. Wie es der geneigte Hörer von RAZORBLADE gewohnt ist, laden die Songs auf „Gegen Die Masse“ natürlich auch wieder zum Mitwippen ein und bieten zugängliche und unaufdringliche Melodien, die kurzfristig im Ohr bleiben und dabei nicht zu fröhlich klingen, sondern meist eher grimmig und gelegentlich ausgelassen...
Für alle überzeugten Skinheads, allgemeinen Stromgitarrenfreunde mit niederen Ansprüchen und Fans von alten DISCIPLINE oder auch KRAWALLBRÜDER ist diese Platte also sicher nicht verkehrt, wenn es darum geht, sich mal ein wenig mit niveauloser, aber unterhaltsamer Mucke die Zeit zu vertreiben. Leider ist der Sound etwas dünn und könnte gerne etwas mehr nach Dreck und Straße riechen. Und auch das Tempo könnte gerne ab und zu mal ein wenig angezogen werden. So wird die Scheibe langfristig gesehen mit Sicherheit nicht überzeugen können. Dennoch vergebe ich gerne sechs Punkte. Ich gehöre halt zu den netten Leuten...
Stil (Spielzeit): Streetcore (39:56)
Label/Vertrieb (VÖ): Rebellion Records (10.06.11)
Bewertung: 6 / 10