Stil/Spielzeit: Chaos/Metal/Hardcore (36:08)
Label/Vertrieb (VÖ): Let It Burn / Soulfood (21.10.11)
Bewertung: 7 / 10
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Kenn ich die Olle vom Cover nicht? Ist das nicht ein Model oder eine Schauspielerin oder so? Keine Ahnung, kommt mir jedenfalls bekannt vor (hoffentlich ist das jetzt kein Pornostar...). Die Band kommt mir jedenfalls auch bekannt vor, da sie vor gar nicht so langer Zeit eine EP auf Let It Burn widerveröffentlich haben, die mich ziemlich aus den Latschen gehauen hat. Jetzt legen sie also ihren ersten Longplayer vor – und meine Begeisterung ist zwar da, aber leider doch im geringeren Maße.
Denn das Chaos, was mich auf der „Abstractions 2.0" EP noch so umgehauen hat, wird auf der Länge von über einer halben Stunde auf Dauer doch etwas ermüdender, als es bei einer kleinen Portion der Fall ist. Denn nach wie vor zelebrieren die Belgier hier eine Hochzeit von chaotischem Hardcore, Metal, Noise und purem Wahnsinn. Und das auch direkt ab Anfang. Leider ist das auch der größte Kritikpunk an „Doradus": es gibt kaum Verschnaufpausen, weil es einfach ohne Pause auf die Fresse gibt – und dadurch verlieren einige Songs, weil es auf Dauer ein wenig dazu führt, dass dieses ansonsten gute Konzept irgendwann etwas ausgelutscht wirkt.
Auch wenn sie Moshparts nutzen, schaffen sie es, diese nur als Stilmittel und nicht als Inspirationsquelle zu nutzen – dafür wollen die Instrumentalisten viel zu gerne zeigen, was sie hier können. Und das ist eben nicht nur der Groove. Die Gitarren sind schön tief gestimmt, und Moshparts können direkt neben Gefrickel stehen und man denkt an Bands wie THE CHARIOT und Konsorten – teilweise also reiner Stress. Wenn dann bei einem Song wie „White" ganz kurz Gesang auftaucht, wünscht man sich mehr solcher Parts, da das ständige „An-Die-Grenzen-Gehen" auf Dauer leider auch die Aufmerksamkeit von den Songs abzieht.
Technisch gesehen bekommt man hier eine absolute Vollbedienung vom Feinsten. Die Songs schlagen Haken, wenden sich hin und her und der Brutalitätsfaktor wird konstant hochgehalten und das Songwriting ist eigentlich herrlich klischeelos. BEAR verbinden alles, was man in der Schnittmenge von chaotischem Hardcore und brutalem Metal mag, ohne nach dem Baukastensystem zu klingen. Zwar umschiffen sie mit ihrem Longplayer-Debüt gekonnt viele Sollbruchstellen, können aber durch zu viel Gas nicht ganz in den Langzeitspeicher eindringen. Schade, mit etwas mehr Höhen und Tiefen wäre das hier noch wesentlich beindruckender geworden.