Stil (Spielzeit): Screamo / Hardcore (24:04)
Label/Vertrieb (VÖ): Topshelf Records / Soulfood (17.02.12)
Bewertung: 8,5 / 10
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Bei der Erwähnung von „Screamo" baut sich meist ein Bild vor Augen auf, welches durch einen bestimmten Look gekennzeichnet ist, wo Strophen geschrien und Refrains geschmachtet werden und wo metallische Riffs mit einfachen Akkorden verbunden werden. Kein Wunder, dass „Screamo" in letzter Zeit einfach nicht mehr so interessant war.
THE SADDEST LANDSCAPE gehören aber noch zu der Fraktion, für die Screamo eine Form des Hardcores ist – sie haben sich auch bereits Anfang des neuen Jahrtausends gegründet. Sie sind mittlerweile Labelkollegen von PIANO BECOMES THE TEETH, dürften auch Freunden von LA DISPUTE gefallen (vor allem der Gesang kann teilweise so herrlich herzzerreißend zittrig sein, dass es dem Hörer die Gänsehäute über den Körper schickt) und liefern hier eine Art Comeback ab, da sie 2005 eine größere Pause für die Band einläuteten.
Neben dem extrem markanten Gesang und der schweren Melancholie in ihren Songs, ist vor allem auch das Schlagzeug hervorzuheben, welches an den richtigen Stellen ordentlich Kette gibt und wo die Snare weit über die eigentliche Geschwindigkeit des jeweiligen Songs hinausprügelt und eben damit weit ab von dem ist, was viele Kids heute unter „Screamo" verstehen. Wer DEFEATER, PBTT, LA DISPUTE und vor allem auch THURSDAY mag, wird diese knappe halbe Stunde ohne Probleme in sein Herz schließen können, denn die Emotionen in diesen sieben Songs reichen von purer Verzweiflung bis Raserei (der Anfang von „Desperate Vespers" zerreißt mich beinahe). Außerdem bedienen sich TSL niemals an lahmen Song-Schablonen und zeigen, wie dringlich und von Herzen die Musik eigentlich sein sollte, die sich Screamo nennt, und welcher Dynamik es dafür bedarf.
Natürlich ist dieses Comeback heute gut gewählt, da verzweifelter Hardcore gut kommt und auch THE SADDEST LANDSCAPE von dem Erfolg von DEFEATER etc. profitieren. Außerdem ist es hier auch schwer, die Trennlinie zwischen Modern Hardcore und Screamo zu ziehen – was die Jungs aus Bosten nur noch sympathischer macht. Und wer dann natürlich noch solche in Orkanform gegossenen Songs schreiben kann, darf diese Aufmerksamkeit dann auch wirklich nutzen.
Wieder ein gutes Release auf Topshelf Records. Beim nächsten Release müsste nur noch etwas mehr Abwechslungsreichtum dazukommen, dann könnte man eventuell wieder von Meilensteinen reden...