Stil (Spielzeit): Screamo/Hardcore/Rock N Roll (26:52)
Label/Vertrieb (VÖ): Truelove Entertainment / Broken Silence (13.04.12)
Bewertung: 8/10
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Wer Hardcore und Screamo hört, deutsche Texte nicht verschmäht, gerne auf Shows geht und sich nicht nur auf die großen Nightliner-Touren festgelegt hat, wird mit Sicherheit schon mal LONGING FOR TOMORROW, ANDORRA ATKINS (ehemals KILL.KIM.NOVAK), THOUGHTS PAINT THE SKY oder SOCIETY OF SUICIDE mitbekommen haben (irgendwie wäre jemand von DISTANCE IN EMBRACE auch nicht unpassend gewesen). KOSSLOWSKI klingen zwar vom Namen her wesentlich ungeschliffener, setzen sich aber aus Musikern zusammen, die man ansonsten mit genannten Bands verbindet – und starten jetzt durch.
„Lynch Die Welt" zeigt den Vierer extrem angriffslustig und spielfreudig und kann, wie eigentlich zu erwarten war, mit deutschen Texten punkten, die zwar an ausgesuchten Stellen etwas seltsam klingen, aber im Ganzen gesehen der Band sehr viel Charakter verleihen. Wer im Übrigen vor allem den sehr individuellen Gesangsstil von LFT und TPTS erwartet hat, wird hier ziemlich überrascht, weil sich die Herren – abwechselnd und zusammen – zumeist die Lungen aus dem Leib schreien und dabei ganz schön eindringlich zu Werke gehen.
Bei dem modernen Hardcore/Screamo-Gemisch sticht vor allem extrem stark die Sounthern-Rock-Affinität heraus und verleiht dem Album dadurch eine ziemliche Rock-Schlagseite. EVERY TIME I DIE machen sowas. Die Kölner LAVATCH nutzen dies auch und vermischen es mit chaotisch-metallischem Hardcore. Na gut, eine Portion Chaos findet sich auch bei KOSSLOWSKI, aber hier steht der Metal weniger im Vordergrund.
Die Gitarren sind extrem rifflastig und es quietscht und rockt hier überall, manchmal gehen sie sogar auf richtig schön dicke Hose damit. Und in der Verbindung mit dem Screamo der Ruhrpöttler ergibt das eine wesentlich stimmigere Variante als zum Beispiel bei Bands wie MEMPHIS MAY FIRE, weil KOSSLOWSKI keinem Zeitgeist mit dieser Musik hinterherrennen.
Vielmehr klingt „Lynch Die Welt" wie eine Band, die es gar nicht abwarten konnte, endlich loszulegen und dabei noch ihren eigenen Horizont zu erweitern. Mein einziges Problem mit dem Debüt ist, dass sich viele Riffs und vor allem die Songanfänge damit manchmal stark ähneln – da waren/sind die meisten der oben genannten Bands etwas breiter aufgestellt. Aber dafür machen sie das mit ihrer unbändigen Energie wieder wett. Ziemlich wildes Ding!