Link(s): http://www.myspace.com/nuclearfuckingvomit
Die gute alte Zeit... Ich weiß noch, wie ich den Vorgänger zu „Koryto“ namens „Obora“ einst ordentlich abgefeiert und mit guten sieben Punkten bewertet habe. Damals war ich geradezu begeistert von den Goregrind-typischen Grooveattacken in Kombination mit den mindestens ebenso typischen Pigsqueals. Ich weiß das noch so genau, da dies mein allererstes Review für das beste aller Online-Magazine war. Jetzt, drei Jahre später, mag es entweder an dem schwindenden Ideenreichtum der fünf Grinder liegen oder aber an meinem stetig reifenden Musikgeschmack, dass ich etwas weniger Begeisterung für die Jungs von NUCLEAR VOMIT aufzubringen vermag. An der allgemeinen Stilrichtung der Band hat sich im Grunde nicht viel geändert, doch die Wirkung ist heute eine ganz andere. Euphorie wurde von Gleichgültigkeit abgelöst. Möglicherweise resultiert dieses Desinteresse ja auch aus der Tatsache, dass man mittlerweile geschätzte dreitausendfünfhundert Goregrindkapellen kennengelernt hat, welche allesamt den selben rhythmischen Pigsquealkram feilbieten und dabei mit ungefähr so vielen originellen Innovationen aufwarten wie Fips Asmussen. Das macht es den neuen Platten in diesem Genre natürlich nicht gerade leicht, die werte Hörerschaft von ihrer Notwendigkeit zu überzeugen...
Und so scheitert auch „Koryto“ leider an der Masse an wirklich mitreißenden Goregrindbands wie COCK AND BALL TORTURE, ROMPEPROP oder THE DAY EVERYTHING BECAME NOTHING sowie an der mit „Obora“ selber verhältnismäßig hoch angesetzten Messlatte und dem Unwillen zur Weiterentwicklung. Naja, von wahrhaftigem Scheitern kann hier eigentlich gar nicht mal die Rede sein, denn zumindest knapp überdurchschnittlich ist das Scheibchen trotz allem ausgefallen. Es ist halt nur immer schade, wenn eine Band sich im Vergleich zum Vorgängeralbum verschlechtert. Und das ist bei NUCLEAR VOMIT definitiv der Fall. Zwar ist die allgemeine Kopfnickertauglichkeit für Goregrindmaßstäbe absolut zufriedenstellend und die perfekt ausgewogene Mischung aus etwas schwachbrüstigen, aber zumindest anständig nachbearbeiteten Growls und herrlich verunstalteten Pigsqueals dürfte jedem Genrekenner Freude bereiten, aber wirklich mitreißend ist das halbstündige Gesamtwerk leider trotz allem nicht ausgefallen. Um den vokalistischen Abwechlungsreichtum abzurunden, haben die fünf polnischen Schweinefreunde ihre zwölf aktuellen Tracks selbstverständlich noch mit einigen Durchschnittsscreams und den obligatorischen Cleanvocalalbernheiten gespickt. Wahnsinnig kreativ...
Genau das meine ich, wenn ich das Wort „Gleichgültigkeit“ in Verbindung mit dieser Scheibe verwende. NUCLEAR VOMIT haben im Prinzip jedes erdenkliche Klischee erfüllt und lassen nichts, aber auch rein gar nichts, aus, was sich in diesen musikalischen Gefilden irgendwie als anwendbar erwiesen hat. Da wäre zum einen dieses ganze kompositorische Zubehör wie alberne und bis zum Erbrechen ausgereizte Kinderliederintroduktionen, sexistische Samples und eingespielte Flatulenzgeräusche. Ohne geht natürlich gar nicht. Zum anderen gibt es in Sachen Songwriting nur die altbewährten Wechselspielchen zwischen harmlosen Blastbeats, mittelschnellen Kopfnickerrhythmen und etwas langsameren Kopfnickerrhythmen ganz ohne irgendwelche Überraschungen oder originelle Übergänge auf die Ohren. Und auch was die Umsetzung dieser sogenannten Ideen betrifft, wird dem geneigten Hörer lediglich die übliche simple Gitarrenarbeit in Verbindung mit unkomplizierten Trommeln und basslastigem Sound vorgesetzt...
Also bitte nicht falsch verstehen. Ich mag NUCLEAR VOMIT und kann auch dieser Scheibe durchaus etwas abgewinnen, da ich Goregrind einfach nach wie vor sehr gerne höre und die zwölf Titel auf „Koryto“ alles andere als minderwertig sind. Aber hier sticht einfach nichts in irgend einer Form aus der Masse hervor und ich kann ja nun echt nicht jede Veröffentlichung in diesem Genre lobpreisen, nur weil der allgemeine Anspruch so dermaßen niedrig gehalten ist, dass es sich fast als unmöglich erweist, diesem nicht gerecht zu werden. Im Großen und Ganzen ist die Platte jedoch hörenswert und Enttäuschungen sind nahezu ausgeschlossen...
Stil (Spielzeit): Goregrind (30:05)
Label/Vertrieb (VÖ): Mad Lion Records (11.11.11)
Bewertung: 6 / 10