Link(s): http://www.myspace.com/futureruinsofficial
Ach ja, das alte Crust-Problem… Wie so viele andere Vertreter dieser sympathischen, aber leider betont unbekömmlichen Stilrichtung haben auch FUTURE RUINS mit einem äußerst schwachbrüstigen Sound zu kämpfen. Wenn denn die treibenden Bassläufe so richtig schön knarzen und die schnellen Basedrums direkt in Richtung Magen ballern würden, dann hätte ich durchaus Interesse an den zehn aggressiven Tracks auf diesem Debutalbum entwickeln können. Wären die zwölfsaitigen Gitarrenwände dicht und die angepissten Shouts intensiv, wäre auch mein Verlangen nach mehr FUTURE RUINS intensiver. Doch leider Gottes sind die Bässe popelig, die Trommeln rumpelig, die Riffings matschig und die Vocals langweilig. Wie außerordentlich schade. Dabei kämpfen die vier Jungs und das Mädel aus Schweden so wacker. Herzblütig, souverän und authentisch klingt es auf alle Fälle, was die fünf erfahrenen Crustgrinder für ihr augenscheinliches Debutalbum alles eingezimmert haben. Ausreichend Erfahrungen in der Szene konnten bereits mit der Vorgängerband MASSMORD gesammelt werden und nun schließt man nahtlos an die alten Werke an, denn lediglich der Bandname hat sich geändert. Besetzung, Stil und Attitüde sind weitestgehend gleich geblieben. Leider hatte auch schon MASSMORD mit bekanntem Soundproblem zu kämpfen. In dieser Hinsicht wäre eine Weiterentwicklung sicher nicht von Nachteil gewesen. So sehr dieses Genre auch an alten Werten festhält...
Aber FUTURE RUINS reihen sich artig in die breite Masse an Bands mit schmalem Horizont ein und prügeln den selben zermürbenden Crustkram ein, den man schon von Kapellen wie SKITSYSTEM, WOLFBRIGADE oder auch den etwas früheren EXTREME NOISE TERROR ausgiebig kennen und je nach musikalischer Vorliebe meinetwegen auch lieben gelernt hat. Wer genau das hören will, der bekommt hier auch genau das auf die Ohren und kann mehr oder weniger bedenkenlos zugreifen. Stilistische Variationen sind in diesem Genre nun mal nicht sonderlich gern gesehen und so wird auch eine Formation wie FUTURE RUINS mit den gleichen Songstrukturen wie vor gut zwanzig Jahren sicherlich einige begeisterte Anhänger finden können, die sich an dem obsoleten Soundgewand nicht im Geringsten stören. Denn trotz aller Schrammeligkeit muss man den fünf authentischen Schweden gerechterweise die Tatsache zugutehalten, dass die herrlich angepissten Crustattacken mit einem angemessen hohen Allgemeintempo, anspruchsvoller Gitarrenarbeit, interessanten Drummings und sogar einigen packenden Kopfnickern aufzuwarten wissen. In einem moderneren Gewand wäre die Platte durchaus mitreißend...
Aber ich will auch nicht bloß meckern. Nach einigen Durchläufen habe auch ich mich nun an den Sound von FUTURE RUINS gewöhnt und muss zugeben, dass ich wirklich Spass habe an den zehn kompromisslosen Hassanfällen. Hier wird zwar definitiv nichts Neues geboten, aber das war ja auch nicht beabsichtigt. Man kann die Scheibe wirklich wunderbar nebenbei hören und die knappe halbe Stunde vergeht dabei wie im Fluge. Einen Anspieltipp könnte ich jetzt nicht abliefern, da die zehn Titel fast nahtlos ineinander übergehen und zusammen eine gut ausgewogene Einheit bilden, die einfach mal etwas schneller, mal etwas schleppender, mal etwas rhythmischer auf den geneigten Hörer einprügelt, ohne dabei je zu langweilen. Bei genauerer Überlegung musste ich somit im Laufe dieser Rezension meine obige Bewertung um einen Punkt nach oben korrigieren. Denn eine saubere Produktion ist nun mal nicht alles und ich bin einfach ein verwöhntes Gör der Moderne, was den fünf genuinen Vollblutgrindern nicht zum Nachteil werden soll...
Außerdem muss man bei aller Stiltreue positiv hervorheben, dass das Quintett immer wieder mal etwas untypische Melodien in das Gitarrengeschrammel einfließen lässt. Man fühlt sich ganz selten sogar mal an richtige Deathmetalkapellen wie AMON AMARTH erinnert. Damit ist zwar jetzt keine neue Stilrichtung kreiert worden, aber immerhin gestaltet sich die Platte so etwas abwechslungsreicher. Alles in allem also ein durchaus solides Album für die ganz Krustigen. Die Shouts erinnern mich übrigens sehr an PRO-PAIN. Nur mal so am Rande...
Stil (Spielzeit): Crust (27:31)
Label/Vertrieb (VÖ): Power It Up (18.11.11)
Bewertung: 6 / 10