Stil (Spielzeit): Hardcore (32:20)
Label/Vertrieb (VÖ): Bridge Nine Records / Soulfood (27.07.12)
Bewertung: 8 /10
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VERSE waren mal eine dieser Bands der Stunde – die ganze Szene hing an ihren Lippen und sie wurden ohne Ende abgefeiert. Und dann kam, was kommen musste: das Aus. Aber da ja auch im Hardcore Reunions zur Zeit gut ankommen, ist es nicht so sonderlich verwunderlich, dass die Jungs aus Providence wieder am Start sind. Die Frage ist nur: wie?
Und da kann man direkt als erstes anführen, dass sie nicht versucht haben, "Aggression" zu wiederholen. Zwar hört man von der ersten Sekunde an, dass es sich hier nur um VERSE handeln kann, dennoch hat sich was bei den HClern getan. So schleichen sich auf einmal kleine und große Melodien über die Gitarrenfraktion in die Songs (z.B. „The Silver Spoon And The Empty Plate"), die vorher noch fast undenkbar gewesen wären. Zwar hält der bellende Gesang sie im Zaum und sorgt damit auch in solchen Momenten für Härte, aber dennoch merkt man ihnen ein gewisses Potential zum Experimentieren an.
Und dieses Experimentieren findet auch noch auf andere Weise statt: das Songwriting ist in sich dynamischer und teilweise dadurch eben etwas mutiger geworden. Nicht nur "Setting Fire To The Bridges We Cross" klingt wie an AT THE DRIVE-IN geschult und kann genau dadurch überzeugen.
Zwar haben sich VERSE keine 100 Meilen von ihrem ursprünglichen Sound entfernt, aber man merkt ihnen eine klare Veränderung an. Außerdem macht es einem "Bitter Clarity, Uncommon Grace" nicht ganz so schnell so einfach wie seine Vorgänger. Das Album will ein wenig erobert und verstanden werden, bevor es sich so richtig öffnet. Außerdem hat es mehr ruhige Stellen, als man vermutlich erwartet hat, aber genau diese Dynamik zahlt sich in manchen Song richtig gut aus. Songs wie "You And I Are The Fortunate Ones" fangen vollkommen gewohnt an, nutzen dann aber doch ein paar dieser Möglichkeiten im Verlaufe des Songs, an denen sich VERSE früher nicht unbedingt bedient hätten.
Wer also einfach nur ein weiteres Album haben möchte, das klingt wie ihre älteren Heldentaten, könnte hier schnell enttäuscht werden. Man muss der Band schon die Veränderung zugestehen, aber dann lohnt sich das Teil auch wirklich. Zwar bin ich mit ihm immer noch nicht so warm geworden wie mit "Aggression", aber hey, man schreibt solche Alben ja auch nicht so einfach am Stück, oder?