Thrice - The Alchemy Index I+II - Fire & Water (DoEP) Tipp


Stil (Spielzeit): Rock / Screamo / Prog (Fire:22:09 / Water : 27:08)
Label/Vertrieb (VÖ): Vagrant / Rough Trade (09.11.07)
Bewertung: 8,5 / 10
Link: http://www.thrice.net/
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Oh man, mit dem Album habe ich mich aber schwer getan. Zum einem liegt das mit Sicherheit an THRICE selbst, zum anderen aber auch an mir.
Denn nachdem ich ihr letztes Album „Vheissu“ als absoluten Meilenstein und als großen Entwurf, dem Screamo/MetalCoregenre zu entkommen ansehe, habe ich von „The Alchemy Index“ nichts anderes als ein Meisterwerk erwartet, dem die Genialität in jedem Ton anzuhören ist. Und wenn man so an eine Platte herangeht, verkleistert man sich selbst seine Aufnahmefähigkeit. Und genau das ist mir mit dem ersten Teil der „Alchemy Index“-Reihe passiert. Denn die beiden EPs, die sich thematisch mit Feuer und Wasser beschäftigen und somit die Hälfte des Werkes über die vier Elemente darstellen (Luft und Erde sollen im Frühjahr 2008 erscheinen), geben ihre Geheimnisse teilweise nur sehr langsam preis.
Und so hat es auch einige Anläufe gebraucht, bis mir zum Beispiel der Opener der „Fire-Ep“ gefallen hat. Man erinnere sich: auf dem letzten Album legten sie mit „Image Of The Invisible“ los, dass direkt mal „Hit“ quer über der Stirn stehen hatte. Und jetzt kommt da ein total simpler Song, der so brachial ist, dass man schon fast an NuMetal-Gitarrenwände denken möchte daher. Und ehrlich gesagt, war der mir am Anfang definitiv zu simpel – zu wenig ausgefuchst. Aber nach dem x-ten Hördurchlauf und dem Versuch einer neutraleren Herangehensweise, machte es auf einmal doch Klick und der Song entfaltet seine schlichte Schönheit in meinem Ohr. Und wie es sich für das Feuer gehört, verbrennt es einen leicht und so ist auch die erste der beiden EPs eher mit dem gespickt, was die Band immer schon ausgemacht hat, nämlich heftige Gitarren, Riffs und Aggression. „The Arsonist“ oder „The Messenger“ packen dich da schon viel direkter und rocken ordentlich. Aber vor allem auch das nervöse „Backdraft“ begeistert mich total und zeigt eine wunderbare Weiterentwicklung zu „Vheissu“. Nicht jeder Song auf „Fire“ ist ein absoluter Burner (jaja, Kalauer), aber das kann ich verschmerzen.
Auf der „Water“-EP tun sich dann auf einmal ganze Soundlandschaften auf, die absolut gekonnt zum Thema passen. Hier werden dann auch die elektronischen Hilfsmittel noch verstärkter eingesetzt als auf „Fire“ und es gibt sogar ein Instrumental, welches dich im wahrsten Sinne des Wortes umspült. Überhaupt schaffen fast alle Songs direkt Assoziationen vor meinem inneren Auge, welche mit der überwältigenden Größe eines Ozeans zu vergleichen ist. Als wäre man auf der Mitte des Meeres in einer Nussschale gestrandet. Ein Freund von mir kann der „Water“-EP leider nichts abgewinnen und meint, „das klingt ja wie DEPECHE MODE“. Ich persönlich sehe diese Verwandtschaft nicht, würde dafür aber sogar soweit gehen, das sie teilweise (vor allem beim großartigen „Digital Sea“) schon beinahe an die Atmosphäre von BOHREN & DER CLUB OF GORE heranreichen – auch wenn es nur für Sekunden ist. Größtenteils sehr ruhig – aber eben gewaltig!
Insgesamt gesehen, finde ich „The Alchemy Index Voll. I+II“ nicht ganz so gelungen wie „Vheissu“, aber trotzdem noch beeindruckend und streckenweise überwältigend. Und dass es eigentlich kaum eine Band gibt, die man wirklich mit THRICE vergleichen könnte, müsste ich eigentlich gar nicht mehr erwähnen. Eventuell ist es sogar ein wenig unglücklich, das Vierer-Konzept hier in zwei Hälften zu spalten. Da alle Songs zum gleichen Zeitpunkt aufgenommen worden sind und vermutlich nur aus verkaufstechnischen Gründen separiert wurden, reißt man hier ein Gesamtwerk ein wenig auseinander, welches vermutlich in seiner Komplexität mehr Sinn ergeben würde. Sei es drum. Ich warte jetzt jedenfalls schon sehr gespannt auf den Nachfolger. Ich hoffe, es gibt auf „Earth“ wieder ein paar Elemente wie bei „The Earth Will Shake“ oder Sänger Dustin Kensrue`s Soloalbum „Please Come Home“. Aber solange höre ich mir eben die gute „Fire“- und die grandiose „Water“-EP an. Schließlich scheint das Album wie Wein einfach immer besser mit der Zeit zu werden.

Kai