Do Androids Dream Of Electric Sheep - Snapshot Lamento




Stil (Spielzeit): Hardcore / Screamo / Noise (37:55)
Label/Vertrieb (VÖ): Winged Skull / Radar (12.11.07)
Bewertung: 8 / 10
Link: http://www.myspace.com/dadoes666
Ich habe zwar keine Ahnung, ob Roboter von elektrischen Schafen träumen, aber ich weiß, dass jeder Hardcorejünger, der auf newschooligen Sound steht, aber keine Klischees mag und mal wieder einen ordentlichen Abriss braucht ohne dabei zu Metal-Platten greifen zu müssen, unbedingt mal in „Snapshot Lamento“ reinhören sollte.
Denn was die Luxemburger hier abliefern ist so chaotisch, frisch, abgedreht, eigenständig und anstrengend, dass man ihm einfach eine Chance geben sollte. Am besten gleich mehrere, weil auf dem ersten Blick vor allem Krach in den Ohren hängen bleibt. Das komplette Album kommt eigentlich ohne Pausen zwischen den einzelnen Songs aus und nimmt den Hörer mit auf eine Achterbahnfahrt, bei der man sich eventuell das Genick brechen kann. Irgendwo zwischen Hardcore, Screamo und den BLOOD BROTHERS prügeln sie hier in beinahe 40 Minuten alles in Grund und Boden, was sich bewegt.
Die 2004 gegründete Combo legt hier mit ihrem ersten kompletten Album (eine EP namens „Adacta/Preface“ erschien 2004 und kurz danach noch eine Split 7“ mit AGGRA MAKABRA)  ein sehr durchdachtes und selbstbewusstes Werk vor, dass ihnen definitiv eine eigene Ecke im Hardcore bescheren wird. Angefangen beim schicken Digipack, über die teilweise schwer verdauliche Musik, die ab und zu kleine Inseln aus Melodie und Melancholie in dem Meer aus Wut und Angepisstheit erkennen lässt bis hin zu den klasse Texten. Die werden nämlich auch gleich im Booklet mit ausführlichen Linernotes erklärt und haben richtig was auf der Pfanne. Endlich wieder gesellschaftlich/politisch motivierter Hardcore der neueren Bauweise.
Aber apropos neuere Bauweise: hier gibt es zwar jede menge strukturiertes Chaos, aber von der Schublade Metal bzw MetalCore sind DADOES ganze Welten weit entfernt. Trotzdem klingen sie sehr modern – aber eben ohne Growls, Breakdowns oder andere angesagte Spielarten zu adaptieren. Ich habe erst mal einige Durchläufe gebraucht, um die Songs aus dem ganzen übertaktetem  Krach, den die Luxemburger hier auffahren, heraus zu schälen. Aber zusammen mit den guten und inspirierenden Texten ist es auch auf jeden Fall diese Arbeit wert. Eigenständig, engagiert und kompromisslos. Nur der gejaulte cleane Gesang ist ein wenig seltsam.
Kai