Propagandhi - Failed States Tipp

failed states 320

Stil (Spielzeit):
Punk, Hardcore, Metal, Prog (37:99)
Label/Vertrieb (VÖ): Epitaph / Indigo (07.09.12)
Bewertung: 8,5 /10

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PROPAGANDHI sind jetzt also auf Epitaph gelandet? Na, warum auch nicht. Denn auf die Musik hat das eh keinen Einfluss, dafür sind die Kanadier einfach viel zu integer. Und auch mit „Failed States" setzen PROAGANDHI wieder ein Zeichnen: man kann Punk, Hardcore und Metal miteinander verbinden und muss dennoch nicht so klingen wie die ganzen anderen Bands. Ach ja: was sind noch mal Refrains? Und wozu braucht man die eigentlich?

Auch auf Album Nr. 6 überzeugt der Fünfer durch absolut unkonventionelles Songwriting. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass dies eines ihrer „ruhigeren" Alben geworden ist. Aber das „ruhig" muss in Anführungsstrichen stehen, da hier natürlich immer noch wütender Hardcore (meist mit Tod am Gesang) und (Thrash) Metal in die progressiven Punksongs der Politpunks einfließen. Auf „Failed States" nehmen sich PROPAGANDHGI noch ein wenig mehr Zeit für die Atmosphäre der Songs und werden dabei öfter auch ruhiger – doch dabei niemals weniger intensiv.

Die 12 Songs sind wie immer nicht einfach, zeigen eine Band in der obersten technischen Liga und ein paar kreative Geister, die sich beim Songwriting absolut gar nicht auf das übliche Strophe/Refrain/C-Teil-Konzept einlassen. Vielmehr entwickeln sich die Songs von Sekunde zu Sekunde, nehmen gerne mal sehr überraschende Wendungen, täuschen an und hauen dir dann von hinten eines über den Schädel. Textlich sind sie wütend wie immer und mir fällt mal wieder der Begriff „The thinking man's Hardcore" ein, denn was hier passiert, ist sowohl textlich als auch musikalisch einfach sehr, sehr clever.

Natürlich liegt hier auch die Sollbruchstelle: einfache Hits oder schnell zugängliche Songs sucht man vergebens. Die Band selbst sagt, dass sie sich an Vorbildern wie RUSH, NOMEANSNO, SNFU, VOIVID und GUILT PARADE orientiert. Mit der hier etwas verstärkt auftretenden Langsamkeit werden wieder alle Fans der 90ger Jahre PROPAGANDHI enttäuscht sein – aber denen ist eh nicht zu helfen, da sie definitiv zu den wichtigsten Bands unserer Tage gehören. Welche Band hat denn ansonsten noch so viel zu sagen? Inhaltlich UND musikalisch? Eben!

„Failed States" springt einem nicht so sehr ins Gesicht wie noch „Supporting Caste", dafür ist es aber noch ausgetüftelter und abgefahrener. Außerdem bleiben sich die Kanadier treu und erweitern ihren eigenen Kosmos mit jedem neuen Album immer wieder ein kleines Stück.

Falls durch diese Zeilen jetzt die Idee entstanden ist, das Album sei ruhig im wörtlichen Sinne: nein, überhaupt nicht. Aber es hat mehr ruhigere Momente, die dann von Punk, Hardcore und Metal eingerahmt werden (also noch mehr Dynamik!). PROPAGANDHI sind und bleiben wohl noch auf längere Zeit ein absolutes Aushängeschild intelligent gemachter, harter Musik. Plant nur ein wenig Zeit ein, das Album warmzuhören – das braucht es nämlich...
Kai