Stil (Spielzeit): Deutschsprachiger Posthardcore/Screamo (40:00)
Label/Vertrieb (VÖ): Grand Hotel Van Cleef / Zeitstrafe / Indigo (28.09.07)
Bewertung: 8/10
Link: http://www.escapado.com/
http://www.myspace.com/escapado
Hardcore aus dem Grand Hotel Van Cleef? In Zusammenarbeit mit Zeitstrafe (unter anderem LT. MOSH)? Kann das überhaupt funktionieren?
Ja es kann und wird. Denn die vier Jungs von ESCAPADO passen trotz ihres posthardcore- screamolastigen Sounds auf das Hauslabel von KETTCAR und TOMTE. Die waren ja schließlich früher auch mal in Punkbands. Außerdem haben ESCAPADO noch was mit den Künstlern des Hotels gemeinsam: Sie sind anders! Sie singen auf Deutsch, sie passen überhaupt nicht in die FashionCore-Ecke und sie versuchen nicht, Druck durch dicke Verzerrer oder tiefergelegte Gitarren zu erzeugen. Trotzdem geht die Platte sehr steil nach vorne und drückt dich in einigen Momenten gradezu in deinen Sessel. Und mit TOMTE teilen sie beinahe einen Plattentitel: Ihr Debüt 2005 hieß „Hinter den Spiegeln“ und TOMTE hatten ja mal „Hinter all diesen Fenstern“.
Ihre Songstrukturen sind sehr offen und geben jedem einzelnen Song genug Luft zum atmen und zum sich entfalten. Und das tun diese dann auch. Lange Instrumentalpassagen oder verzwickte Abläufe mit viel Atmosphäre sind die Folge. Und was sie auch noch so wertvoll macht: Unberechenbarkeit! Hier gibt es eben nicht den Zwang, ständig zu einem Refrain zurück zu kommen, hier steht der Song als solcher im Mittelpunkt und wenn der nun mal mehrer Zwischenparts nacheinander braucht, kriegt er sie auch. Da merkt man aber auch die Erfahrung, die sie seit 2003 gesammelt haben. Denn diese Variabilität lassen viele ihrer Kollegen sträflich vermissen. Hier findet man glücklicherweise überhaupt keine Standarts!
Ganz so wie im Infoschreiben sehe ich es nicht, da ESCAPADO meiner Meinung nach nicht ihrer Zeit voraus, sondern glücklicherweise die Trends der letzten Zeit ignoriert haben und so wieder zu einem Sound gekommen sind, den man Screamo oder Posthardcore nennen kann, ohne gleich an Fashion-Victims denken zu müssen. Mir fallen da z.B. KILL KIM NOWAK ein, die zwar etwas drastischer zu Werke gehen, aber ungefähr die Richtung erahnen lassen. Der Gesang springt zwischen Melodie und Geschrei, die Musik zwischen ruhig und laut und der Sektor Hardcore wird hier eben ein wenig jenseits der total ausgetrampelten Pfade beschritten. Schöne deutschsprachige Platte, davon könnten wir mehr gebrauchen!