Stil (Spielzeit): Hardcore, Punk, Chaos, Metal, Elektronik...(25:26)
Label/Vertrieb (VÖ): Kidnap Music / Cargo (29.08.07)
Bewertung: 9,7 / 10 - fast perfekt
Link: http://www.antitainment.org/
http://www.myspace.com/antitainment
Vor kurzem erst haben mir noch die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS gezeigt, dass es in heimischen Landen durchaus Bands gibt, die gegen den Strom schwimmen und trotzdem eingängig und catchy sein können und dabei auf hohem Niveau sind. Aber was ANTITAINMENT hier abliefern, haut mich einfach nur noch um. Darum gibt es hier jetzt auch meine bisherige Höchstnote bei BurnYourEars: 9,7 Punkte!
Auch wenn eigentlich so eine ,7 ziemlicher Blödsinn ist, habe ich die kleinen Abzüge gemacht, weil es drei Songs auf dem Album (im schicken DigiPack) gibt, die mich nicht zu 100% süchtig machen. Soviel Luft nach oben wollte ich mir selber lassen, falls eine band mal so was schaffen sollte. Aber ansonsten kann ich der „fiese Asseln Crew“ nur eins vorwerfen: Die Platte ist zu kurz! Ich hätte gerne eine Doppel- ach was soll`s- eine Vierfachplatte davon. Sie sind unkonventionell, geistreich, technisch gut, bescheuert, haben was zu sagen und vollkommen eigenständig!
Ihren Sound kann man trotzdem recht gut mit Bandvergleichen beschreiben. Allerdings kann man das Mischungsverhältnis nur begreifen, wenn man es mal gehört hat. Ich höre TURBOSTAAT, HORSE THE BAND, DACKELBLUT, ARSONISTS GET ALL THE GIRLS, Hardcore, Punk, Synthi, Chaos, Metal und alles zusammen ergibt eine sehr knappe halbe Stunde puren Wahnsinn! Die Songs schlagen mehr Hacken als so manche Chaos-Death-Was-Auch-Immer-Core-Band und bewegen sich sehr gekonnt zwischen Punk, Hardcore, etwas Metal und verschiedenen Stilen, die sie auch in ihren Texten verarschen (BlackMetal, Rap, OldSchool Hardcore, Metal, Indi undundund).Und in genau diesen Texten kriegt so ziemlich alles und jeder sein Fett weg („True Til Bored To Death“ spricht mir in Hinsicht auf einen Bekannten aus der Seele!). Und wer zu so einem Rundumschlag ausholt, der sollte mal lieber auch sehr eigenständig sein, ansonsten ist es ja schnell mal peinlich. Und in Sachen Eigenständigkeit kenne ich kaum Bands die diesem Quartet das Wasser reichen könnten. Vor allem die Sounds, die sie elektronisch erzeugen reichen von HipHop über MURDER CITY DEVIL zu HORSE THE BAND, SCOOTER, Alleinunterhalter und KeyboardScreamo. In jedem einzelnen Song wird die elektronische Komponente absolut effektvoll eingearbeitet und auch wenn es natürlich ab und zu etwas cheesy klingt ist das sowohl beabsichtigt als auch berechtigt.
Soviel Unterhaltung habe ich selten vorgesetzt bekommen. Und obwohl die Texte (die so unübertrefflich schön falsch „gesungen“ bzw. geschrieen und erzählt werden) auf den ersten Blick lustig und wirsch klingen, steckt da ne Menge hinter. So ein bisschen wie bei den Simpsons, nur wie speziell auf Menschen zugeschnitten die in welcher Form auch immer musikalisch etwas mit der Silbe „Core“ anfangen können. Ok, sie machen sich so ziemlich in jeder einzelnen Szene unbeliebt, aber wer sein eigenes Genre macht, der braucht auch keine Peergroup. Außerdem kann man das Augenzwinkern ja auch in jeder Note hören – die nehmen sich da ja selber nicht so ernst (siehe "Subkulur Brought To You By Sparkasse Hanau").
Jetzt jede kleine Genialität aufzuzeigen wäre zuviel des Guten. Wenn man auf abgefahrene Mucke steht, die genauso wirsch wie poppig, so eingängig wie heavy ist, auf abgedrehte deutsche Texte mit einer Stimme zwischen TURBOSTAAT und Jens Rachut steht und wie gesagt seine Ohren nicht zutackert, wenn er „Core“ hört, der sollte unbedingt (!) ANTITAINMENT hören. Sehr, sehr geiles Ding! Schade, dass ich den Erstling der Band nicht kenne. Liebe Band, falls ihr das hier lest und eure erste Scheibe auch hier besprochen haben wollt, schicke ich euch gerne meine Adresse…