Stil (Spielzeit): emotionaler Hardcore / Posthardcore (35:02)
Label/Vertrieb (VÖ): Bridge9 / Soulfood (26.10.12)
Bewertung: 8,5 / 10
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Aus irgendeinem Grund will man mir die Waliser von den GOODTIME BOYS als modernen Metalcore verkaufen. Seltsam. Hier ist nichts drin, was mich in eine solche Richtung denken lassen würde. Viel mehr handelt es sich um modernen, verzweifelten Hardcore/Posthardcore, wie er u.a. durch die „The Wave Bands" groß wurde. Wenn also Bridge9 nicht auf den Fünfer aufmerksam geworden wäre, hätte vermutlich Topshelf Records seine Fühler ausstrecken müssen. Dennoch mehr als beachtlich, dass sich Bridge9 eine Nicht-US-Band geangelt haben.
Aber ehrlich gesagt auch kein Wunder, da diese Doppel-EP (fünf Songs wurden bereits auf „We Now or Have We Ever Been" released) direkt aus dem Stand eines der absoluten Genrehighlights geworden ist! Sie passen wunderbar in die Reihe von Bands wie PIANO BECOMES THE TEETH, TOUCHE AMORE, THE SADDEST LANDSCAPE, SUIS LA LUNE und vielleicht ein wenig DEFEATER. Hier treffen also sich kontrastierende Klanglandschaften zwischen Melodie, Verzweiflung, Wut, Krach und Atmosphäre aufeinander, werden von einem emotionalen, heiseren, brechenden Sprechgesang/Geschrei dominiert und von abgefahrenen Drums untermalt. Die Songstrukturen richten sich nicht nach dem Strophe/Refrain-Schema, sondern spiegeln eher sich entfaltende Songideen wider, die gerne Haken schlagen.
Ab und zu arten die GOODTIME BOYS in pure Chaos-Attacken aus, verlieren dabei aber nie das Ruder aus der Hand und sorgen schon selbst dafür, dass der Hörer irgendwann wieder mit an Bord kommt. Das Schlagzeug arbeitet die ganze Zeit und untermalt auch sehr atmosphärische Klimperparts gerne mal mit purer Wut. Die fünf Briten schaffen es mit dieser Doppel EP tatsächlich, sich eine eigene kleine Nische im Genre zu schaffen und überzeugen mit überbordender Emotionalität, Härte, klasse Sound und den Kontrasten, mit denen sie hier spielen. Ein ab und zu anstrengendes „Album", aber es lohnt sich einfach!