Scars Come Clean - Terre Mauvaise



Review


Stil (Spielzeit): Melodic Hardcore (14:31)

Label/Vertrieb (VÖ): D.I.Y. (01.08.08)

Bewertung: 6,5 / 10

Link: http://www.myspace.com/scarscomeclean

Zugegeben: Das Cover der ersten Release von SCARS COME CLEAN, einer jungen Hardcore-Combo aus Pirmasens (where the hell...?) in ihren besten Jahren, in den Händen haltend, fühle ich mich zu erst an Releases von SINCE THE FLOOD erinnert. Der Titel "Terre Mauvaise" ("schlechte Welt/Erde") spricht Bände und nach dem vorsorglichen Durchstöbern der Lyrics sind Earth-Liberation-Gedanken auch nicht mehr wegzudenken. "Terre Mauvaise" ist eine in do-it-yourself-Manier aufgenommene EP, der vier Songs beiwohnen, welche in eine komplett andere Schublade eingeordnet werden müssen, als die oben genannte Vergleichsband. Denn wem bei dem Begriff "Hardcore" die Augen glühen und böse Moshparts oder stumpfe Gang-Shouts erwartet, ist bei SCARS COME CLEAN gänzlich fehl am Platz. Der Fünfer aus dem Herzen der Pfalz spielen mit ihrer EP melodischen und musikalisch gesehen sehr positiven und energiegeladenen Hardcore, der weder böse noch niederschmetternd wirkt, sondern an fast jeder Stelle zum Mitshouten animiert und einem ein sehr positives und angenehmes Hörgefühl vermittelt, von den sehr sozialkritischen Texten einmal abgesehen. In der Tat haben wir Gruppenshouts wie "Is this the end...?" bei den offensichtlichen Vorbildern COMEBACK KID ähnlich auch schon gehört und der Vergleich zu dieser Band zieht sich durch die gesamte EP. Rifftechnisch klingen SCARS COME CLEAN nämlich sehr stark nach den Kanadiern, jedoch schlagen die Pfälzer ab und an noch eine andere Richtung ein, die teilweise sogar in den Metalbereich abdriftet und an Bands wie HASTE THE DAY erinnert, was beim Lauschen des zweiten Tracks "Modern Plague" auffällt. "Terre Mauvaise" hat jedoch alles, was das Hardcore-Genre zu bieten hat, von melodischen Up-Tempo-Parts bis hin zu Two-Step-Parts erster Moshklasse und die vier Songs, alle um die Drei-Minuten-Grenze kreisend, machen Lust auf mehr, da die Produktion für eine Eigenproduktion auch überraschend fett ausfällt und einem ab der ersten Sekunde eine auf CD gebannte Liveenergie ins Gesicht schmeißt, die sich ohne Kompromisse durch die knappe Viertelstunde der EP frisst. 

Um den Ball flach zu halten, SCARS COME CLEAN sind trotz aller lobenden Kritik eine Band, die sich erst einmal ihren Weg aus dem momentanen Hardcore-Labyrinth bahnen muss, da es einfach zu viele junger Bands gibt, die dieselbe Richtung in den melodischen punkigen Hardcore einschlagen und damit dem Hörer nicht gerade die Axt in die Hand gelegt wird, die Spreu vom Weizen zu trennen. Um ihren eigenen Weg zu finden, ist bei SCARS COME CLEAN noch eine Entwicklung nötig, die eine gewisse Individualität fordert, da ansonsten die Vergleiche zu den genannten Genregrößen wie LIFE IN YOUR WAY oder COMEBACK KID zu offensichtlich sind und man sich fragt, was prägende Einflüsse sind und was bloße Kopie. Des Weiteren könnte auch der Gesangsfraktion eine Entwicklung nicht schaden, da das Shouting teilweise noch recht unausgereift und willkürlich klingt und man zu meinen wagt, der Sänger habe seine endgültige Tonlage noch nicht gefunden, da der Abbruch von natürlicher Gesangsdistortion zu normaler Stimme stellenweise zu undefiniert und wackelig erscheint, was beim dritten Track "So Easy To Exploit" besonders zu Tage kommt. Nichts desto trotz hinterlässt "Terre Mauvaise" einen bleibenden Eindruck, vorallem als erstes Release der Band und jedem, der ein Ohr riskieren will, sei dies geraten, denn SCARS COME CLEAN haben definitiv Potenzial und es bleibt zu hoffen, dass sich bis zum Longplayer zumindest die Spreu vom Weizen innerhalb der Band und ihrer musikalischen Ausrichtung getrennt hat. Aber das sagen die fünf Mitte-Zwanziger ja auch selbst, wenn man sich dem Ende ihrer EP nähert: 
"The only constant thing is change..."