Stil (Spielzeit): Screamo/Metal/Chaos/Psychedelisch/Prog (47:28)
Label/Vertrieb (VÖ): Equal Vision / Cargo (18.05.07)
Bewertung: 9,5 / 10
Link: http://www.thefalloftroy.com
http://www.myspace.com/thefalloftroy/
THE FALL OF TROY liefern mit ziemlicher Sicherheit eines der meist erwarteten Alben des Jahres ab. Nachdem sie 2005 mit „Doppelgänger“ wie eine absolute Bombe eingeschlagen sind, blieb viel Zeit um sich zu fragen, ob die Band so ein Meisterwerk wiederholen kann.
Kann und hat sie!
Das schöne an „Manipulator“ ist die Weiterentwicklung des Trios (was man ja oft bei anderen Bands vermisst). „Sind die etwa noch chaotischer geworden?“. Nein, sind sie nicht. Aber dafür haben sie streckenweise „richtige Songs“ auf dem Album („Oh The Casino!?“) – also Strukturen, die man auch ohne Mathestudium verstehen kann. „Sind TFOT jetzt etwa poppig bzw. zahm geworden?“ Nein, auf keinen Fall. Songs wie „Sledgehammer“ oder „Ex-Creations“ blasen den Hörer ohne Vorwarnung durch ein Labyrinth aus Riffs, Soli und Chaos, wie man es selten gehört hat (selbst für die Verhältnisse der Band selber). Ersterer der beiden Songs ist z.B. absolut Heavy und der zweite lässt mich meine Gitarre vor Neid in Stücke sägen.
Aber neben den unglaublichen Breaks, Tempowechseln und den gefühlten 5000 Noten pro Song, haben sie es dieses Mal geschafft, relativ straighte Parts einzufügen, die einige der Songs wesentlich aufgeräumter aussehen lassen und ihnen auch Ohren in wesentlich poppigeren Regionen öffnen werden. Aber wie gesagt, man muss keine Sorgen haben, die Band hätte irgendwelche Kompromisse gemacht, um die Verkäufe anzukurbeln. Das hier klingt wesentlich eher nach einer organischen Entwicklung. Es wäre ja auch albern gewesen, „Doppelgänger“ noch mal zu wiederholen. Und seien wir ehrlich – wenn es noch viel chaotischer geworden wäre, wären irgendwann die zusammenhänge nicht mehr auszumachen. Und es sind auch nur einige wenige Songs, die "verständlicher" geworden sind.
So haben sie ihren Sound, den ich immer als Mischung aus den BLOOD BROTHERS und THE MARS VOLTA gesehen habe noch mit etwas COHEED AND CAMBRIA vermischt (angesichts der extrem hohen Kreischstimme wäre ich nicht mal böse, wenn jemand „und BEE GEES“ geschrieen hätte). Man höre sich nur „Quarter Past“ mit seiner Orgel an – erinnert mich etwas an „The Final Cut“ von CAC. Im nur von Stimme und einer unverzerrten Gitarre getragenen „Caught Up“ musste ich sogar an MAD CADDIES und ARCTIC MONKYES denken. Ohne Witz! Sie sind aber eben glücklicherweise nicht „weich“ geworden, sondern haben ihren Sound auch für „unchaotische Momente“ geöffnet, was ihnen in meinen Augen sehr gut steht. Wer vor allem Chaos und heavy Riffs haben will, wird schließlich noch nach wie vor mehr als zur Genüge gefüttert. Nur gibt es jetzt eben ein paar Verschnaufpausen, die in das Chaos integriert werden.
Aber an und für sich gilt für TFOT 2007, dass sie Musik so krank und irgendwie auch psychedelisch machen, wie ihr (Falt)Cover-Artwork. Total krank, aber diesmal kanalisierter und verfeinert (auch die Chaosparts scheinen teilweise die alten Sachen zu übertreffen). Definitiv eine dieser Platten, die man sich niemals einfach nur im Hintergrund anhören wird. „Manipulator“ will, dass man sich damit beschäftigt – und dass ist im ersten Moment ein absoluter Vollzeitjob. Unglaublich und unberechenbar!