Kill.Kim.Novak - 03:05




Stil (Spielzeit): deutsch/englischer 90iger Jahre Screamo (47:07)
Label/Vertrieb (VÖ): Alveran / A-Team / Soulfood (25.05.07)
Bewertung: 8/10
Link: http://www.killkimnovak.de/
http://www.myspace.com/killkimnovak
Normalerweise bin ich ein kleiner Soundfetischist. Und die Welle von hervorragend produzierten Alben macht es sehr einfach diesen Fetisch auszuleben. Bei KILL KIM NOVAK ist der Sound zwar überhaupt nicht State Of The Art, dafür strahlen sie aber eine Intensität aus, die das mehr als wett macht.
Auf dieser Zusammenstellung ihrer beiden früheren Veröffentlichungen „Kopfleuchten“ (2003) und „Kaskaden“ (2005) findet man die komplette Discographie der Band aus Soest noch einmal neu gemastert und hat damit die Möglichkeit, eine der coolsten deutschen Bands im Sektor Hardcore/Screamo kennen zu lernen. Hier dreht es sich nicht um die Art von Screamo, wie man sie in den letzten Jahren zur Genüge gehört hat, sondern eher um eine Version, die ihre Vorbilder in den 90iger Jahren sieht. In den deutschen und englischen Texten (teilweise beides innerhalb eines Songs), geht es um mehr, als die Exfreundin und hier passiert auch absolut nichts nach Schema F.
Die Songs haben jede Menge Ecken und Kanten (bei den Vocals hat man teilweise das Gefühl, neben der Band im Proberaum zu stehen und man stellt sich automatisch vor, wie sich die drei Sänger die Kehlen wund schreien), beschreiben schöne Spannungsbögen und verbreiten teilweise eine Stimmung nahe der Raserei. Und mit „Gefühle“ hat das Quartett einen Song im Gepäck, der mit ziemlicher Sicherheit ganz oben in meiner TopTen-Songs-des-Jahres-Liste stehen wird. Er ist so intensiv und hat gleichzeitig noch eine wunderbare „Catch-Phrase“ – Hut ab! Aber Intensität scheint eh ein wichtiges Kriterium für die Band zu sein. Die Songs pendeln alle irgendwie zwischen Midtempo-Cleanparts (Aufbau) und punkig schnellen Brecherparts (Zerstörung). Zu keinem Zeitpunkt wird es weinerlich oder poppig und das Schlagzeug zerlegt alles!
KILL KIM NOVAK stehen für unkonventionellen Screamo und Hardcore (im Info werden sie zum Beispiel mit LOXIRAN oder frühen REFUSED verglichen), mit deutsch/englischen Texten, einem Gefühl für Atmosphäre und Intensität und einer großen Portion Eigenständigkeit. Auch wenn der Sound der Qualität der Scheibe noch einiges hinterher hinkt, scheint das gar nicht mal so unpassend zu sein. Irgendwie gibt es dem Ganzen sogar noch zusätzliche Ecken und Kanten und lässt es noch an Authentizität gewinnen. Ich hoffe, dass sie bei den nächsten Releases an dieser Stelle keinen Rückschlag einstecken müssen. Ansonsten liegt hier ein wunderbares Album vor, das allen gefallen dürfte, denen die Formelreiterei der momentanen Screamowelle auf die Nerven geht.
Kai