Stil (Spielzeit): Punk/Hardcore/Screamo (42:45)
Label/Vertrieb (VÖ): Record Of The Year / Chorus Of One / Pängg (11.05.07)
Bewertung: 9-9,5 / 10
http://www.tiny-y-son.de/
Sehr schönes Teil! Man nehme modernen Screamo, zieht Weinerlichkeit, Cleanparts, Frisuren, Klischees und die ewig gleichen Formeln ab, gibt dem Ganzen eine ordentliche Punkgrundlage, mischt es mit engagierten Texten und legt dann noch einen Backstein unter das Bremspedal und man erhält TINY Y SON.
Man kann sich das ungefähr so vorstellen, als ob man den Punk von Bands wie zum Beispiel STRIKE ANYWHERE, Hardcore von COMEBACK KID etc, den Screamo von DAYS IN GRIEF oder FIRE IN THE ATTIC und noch ein paar ganz kleine Metalcore-Splitter vermengt. Vermutlich gibt es hier auch wieder welche, die der Band vorwerfen, sich zwischen alle Stühle zu setzen und nicht wirklich zu überzeugen, aber dass kann ich für mich absolut nicht gelten lassen. Die fünf Musiker aus Bremervörde gehen hier richtig ordentlich zur Sache, sprühen nur so vor Melodien in Gesang und Musik, klingen eben so gar nicht wie die x-te Metalcore- oder Screamo-Retortenband und haben doch noch genug Härte mit an Bord, um den Hörer in seinen Sitz zu drücken.
Vor zwei Jahren gab es die Debüt-EP „Conversation Zero“ und nun mit der Hilfe von Olmar Viper und Ingo Knollmann (DONOTS) eben „Embrace Uncertainy“. Und auch wenn zwischendurch bekannte Moshparts zitieren werden, ruhen sich TYS niemals darauf aus, sondern gehen meist recht schnell in melodische Punk/Hardcore-Parts über. Dabei schaffen sie es sowohl, das Gaspedal kontinuierlich runtergedrückt zu halten als auch die Songs in einem organischen Fluss zu halten. Zu allem Überfluss basteln sie auch noch ohne Ende Melodien rein, die sich gleichberechtigt zu den Schreien sehen dürfen. Für einen Refrain wie in „Downfall Of A Kid`s Heart“ würden Bands wie FIRE IN THE ATTIC töten. Gleichzeitig gibt es aber auch Parts wie bei „My Sterling Blade In Your Tennessee Throat“, die an FROM AUTUMN TO ASHES erinnern.
Mit anderen Worten, hier findet sich so ziemlich alles wieder, was man gutes aus Punk, Hardcore und Screamo basteln kann, ohne dabei nach Band XY zu klingen (ich fühle mich ein wenig an Bands wie A WILHELM SCREAM erinnert). Ich werde auch das Gefühl nicht los, dass ich die Band als Punkband sehen kann, denn hier geht es eben nicht nur um die verflossene Liebe – hier hat jemand etwas zu erzählen. Abgerundet wird das ganze noch von einem Akustik-Track mit Geschrei. Einzige Vorwürfe meinerseits: auf Albumlänge klingen die Songs etwas ähnlich, aber das kann auch daran liegen, dass jeder einzelne Song so viele verschiedene Einflüsse aufweist, dass bereits das schon für eine stete Ähnlichkeit sorgt. Und ich hätte den Bass gerne besser gehört (trotzdem ein hervorragender Sound!) Ansonsten eine der coolsten deutschen Platten, die ich aus dem Genre in diesem Jahr gehört habe.
Bei der Veröffentlichung von Chorus Of One, findet sich zusätzlich noch die erste EP der Band als Special Edition Bonus.