Lewisit vs. H.A.T.E! - Det Sjunde Inseglet (Split -Vinyl)




Stil (Spielzeit): Hardcore, Noise (Lewisit: 16:23 und H.A.T.E :20:29)
Label/Vertrieb (VÖ): DIY / Lewisit Records / Filth-Ear (2006)
Bewertung: 7 / 10
Link: http://www.hateband.com/
http://www.myspace.com/hatebandcz
http://lewisit.hlukstroju.cz/
Oh man, das ist gar nicht so einfach, etwas über diese Platte herauszufinden. Ach ja: „Platte“ ist hier wörtlich zu nehmen. Vinyl! Was ich aber weiß, ist, dass hier Hardcore und Noise auf dieser tschechischen Split zu finden ist.
Tschechisch? Ja genau. Deswegen ist die Informationsbeschaffung auch so schwer. Denn wo bei anderen CDs ein Infoschreiben beiliegt, finde ich hier einen Stadtführer einer Stadt namens Liberec. Naja, wer weiß, ob ich dieses Jahr noch mal Urlaub mache… Grandioser Weise sind auch teilweise die Bandhomepages auf Tschechisch (beide Bands singen übrigens auch in ihre Muttersprache). Aber soweit ich das sehe, sind LEWISIT zu viert und H.A.T.E! (was für ein plakativer Name!) zu sechst und sollen sogar zwei Bassisten haben. Alles sehr seltsam.
Aber auch die Musik ist nicht komplett alltäglich. LEWISIT machen noisigen Hardcore, bei dem die Gitarren beinahe unverzerrt klingen und trotzdem jede Menge Wucht hervorrufen. Natürlich werden da nicht nur Akkorde gedroschen, sondern auch Riffs und Zerlegungen gespielt, mit denen sie zwischen laut und leise pendeln können. Die gute Viertelstunde der Band gefällt mir ziemlich gut, vor allem weil sie durch diesen cleanen Gitarrensound auffallen und dies auch für sich einzusetzen wissen. So versuchen sie sich eben nicht auf den komplett ausgetretenen Pfaden zu bewegen, sondern ein wenig neben der Spur. Oftmals steht bei ihnen die Atmosphäre im Vordergrund - um sie dann wieder zu zerreißen. Vor allem das knochentrockene Schlagzeug sticht dann in diesen ruhigeren Momenten heraus.
H.A.T.E! fangen ihre Seite der Schallplatte sehr, sehr ruhig mit ein paar Gitarrentönen an, über die ein tschechischer Sample gelegt wird (was auch immer sie mir damit sagen wollen). Danach steigern sie es, um dann auf einmal mit einem noisigem Part loszubreschen und in ihrer Muttersprache darüber zu schreien und zu kreischen. Hier verläuft der Wechsel zwischen den Lautstärken (und zwischen verzerrt und clean) alle paar Takte, und man merkt ihnen an, dass sie „härter“ als ihre Kollegen klingen wollen, da bei ihnen die Verzerrer doch wesentlich weiter aufgedreht sind. Außerdem schaffen sie es, durch ihre Lautstärkenamplitude und das Schreien während der ruhigen Phasen eine recht klaustrophobische Stimmung zu erzeugen. Überhaupt passt Klaustrophobie, Beklemmung, Angst ganz gut zu dem Sound, den sie machen. Schaut man sich ihre MySpace-Seite an, findet man in ihrer Freundesliste Bands wie ISIS, BOTCH, PELICAN und NEUROSIS. Zwar schaffen die hassenden Tschechen nicht ebenso große Soundlandschaften, aber man kann schon mal sehr gut erahnen, in welche Richtung es gehen soll.
Hier haben sich also durchaus zwei Bands gefunden, die etwas Eigenständiges haben. Und damit meine ich nicht nur ihre Muttersprache. Bei H.A.T.E! ist es die neurotische Stimmung und bei LEWISIT sind es die cleanen Gitarren, mit denen sie ihre Version des Hardcores spielen. Ich muss allerdings schon in der Stimmung dafür sein, diese Platte aufzulegen. Aber irgendwie passt es dann auch, dass es sich hier um Vinyl handelt – da assoziiert man ja auch direkt eine stärkere Beschäftigung mit der Mucke. Die Texte sind übrigens dankbarer Weise auch in englischer Form auf dem Textblatt zu finden.
Kai