Stil (Spielzeit): Emo/Screamo/Hardcore/Metalcore (40:58)
Label/Vertrieb (VÖ): Horror Business (März 2006)
Bewertung: 8,5 / 10
http://www.distanceinembrace.com/
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Die Mindener sind zurück! Und wie!
Seit Jahren verstehe ich ja nicht, warum DISTANCE IN EMBRACE in der Szene nicht genauso abgefeiert werden wie z.B. FIRE IN THE ATTIC oder DAYS IN GRIEF. Bereits mit ihrem letzten Release von vor zwei Jahren waren sie für mich ganz klar in der oberen Liga des deutschen Emo/Screamo angekommen und ihre Live-Shows waren auch eigentlich immer sehr geil. Und trotzdem wurde die Band, die einige noch unter dem Namen RENT-A-TENT kennen könnten, irgendwie immer noch als Geheimtipp gehandelt. Eigentlich ungerecht, wenn man bedenkt, dass sie ja nun schon seit einigen Jahren unterwegs sind und ihren Stil, der vor zig Jahren noch größere SkateCore-Einflüsse beheimatete, immer weiter vorangetrieben und verbessert haben.
Und die kontinuierliche Arbeit hat sich ausgezahlt: Ihr mittlerweile zweites Album unter dem Banner Distance In Embrace strotzt nur so vor Kraft. Mittlerweile sind trotz der nach wie vor häufig vertretenen Instrumentalpassagen auch ganz klare Metalcore-Elemente an Bord (ohne sich dabei den Vorwurf machen lassen zu müssen, auf einen fahrenden Zug aufgesprungen zu sein) und es gibt sogar richtige Breakdowns zu bestaunen. Trotzdem schafft es das Quartett, am meisten nach sich selbst und nicht nach Screamo/Metalcore-Band-XY zu klingen. Vor allem die Shouts von Gitarrist Niko sind mittlerweile sehr beeindruckend und an einigen Stellen richtig fies geworden (hört euch „Awake With Imaginary Dreams“ an). Hut ab!
Mein einziger Kritikpunk war immer, dass die Stimme Adrians sehr stark nach „Emo“ klingt und ein wenig dünn ist. Auf dem neuen Album klingt sie zwar immer noch nicht nach der Körperfülle eines Pavarottis und eckt das ein oder andere Mal auch etwas an, aber trotzdem konnte er definitiv einen Zahn zulegen. Und durch die Produktion und die konsequente Dopplung des Gesanges, ist hier auf jeden Fall eine deutliche Verbesserung aufgetreten. Eine der stärkeren Stimmen des Genres besitzen sie damit zwar noch nicht, aber dafür haben sie eben auch irgendwie einen eigenen Stil und dadurch kann man sie auch von anderen unterscheiden.
Das dieser Stil nun sehr modern klingt mag daran liegen, dass sie nun mit ihren Mitteln (sowohl musikalisch als auch vom Sound her) dort angekommen zu sein scheinen, wo sie schon lange drauf hin gearbeitet haben. Kein Element der Songs, und sei es ein ach so moderner Breakdown, ließe sich nicht auch aus der Diskographie der Band heraus erklären. Auch Sören, der neue Man am Bass (der alte Bassist Steffen ist mittlerweile mit PULL A STARTRIP unterwegs), macht sich hervorragend. Ohne jetzt nur auf seinen geslappten, leicht jazzigen Part bei „Versus The Archetype“ einzugehen, kann man sich durchaus entspannt zurück lehnen, wenn man befürchtet hat, der Weggang Steffens würde die Band zu stark treffen. Die unglaublich druckvolle und gute Produktion von Alexander Dietz (HEAVEN SHALL BURN) in den Rape Of Harmonies-Studios tut dann auch noch ihr übriges und setzt den voller guter Linien und Figuren sprühenden Bass schön in Szene.
Überhaupt scheint das Wort „Professionalität“ bei den Mindenern dieses Mal in großen Lettern über der Studiotür gehangen zu haben. Hier klingt nichts nach Provinz oder Hobbymusiker. Die Songs sind klasse, wobei direkte Ohrwürmer, welche sofort beim ersten Mal auffallen, eher die Ausnahme sind. Dafür macht es aber Spaß, den Riffs und Zerlegungen zu folgen, denn dort stehen alle Zeichen auf „Hit“ – obwohl immer wieder viele ruhigere und cleane Parts eingestreut werden, sich Zeit für Atmosphäre genommen wird und trotzdem dabei die Wucht oder der Druck nicht verloren geht.
Sehr schönes, sehr professionelles Album, welches sich ohne Probleme an den eigenen Haaren in die oberste Liga des Emo/Screamo/Metalcore zieht (und das nicht nur national)!