Stil (Spielzeit): Screamo (41:40)
Label/Vertrieb (VÖ): Defiance/ Cargo (18.08.06)
Bewertung: 7,5/10
Link: http://www.theonlybandever.com/
Mit „Watch Out“ haben sich ALEXISONFIRE ziemlich gut in mein Herz gespielt. Als dieses großartige Screamo-Album Ende 2004 veröffentlicht wurde, war ich grade im Begriff, in eine neue WG zu ziehen. Und zu diesem Album ließ es sich verdammt gut renovieren. Jetzt habe ich endlich den Nachfolger „Crisis“ auf dem Tisch liegen – und es ist immer noch dieselbe WG.
Aber ist dieses Album auch genau so gut? Es ist zumindest etwas anders. OK, nach wie vor gibt es einen Schreihals und eine schmeichelnde Stimme, die zwar sehr hoch ist, sich aber irgendwie vom Einheitsbrei der „Emo-Stimmen“ abheben kann. Allerdings gibt es auf „Crisis“ noch eine dritte Stimme, die entweder neu ist, oder mir vorher nur nie so bewusst aufgefallen ist. Und die hat es ja so was von in sich. Sehr rau und düster – richtig klasse. Und wenn ich mir ein Stück, wie „You Burn First“ anhöre, möchte ich der Band eigentlich schon Minuspunkte dafür geben, dass sie diesen Mann nicht noch öfter vor das Mikro gelassen haben. Der angesprochene Song wird komplett von ihm gesungen und ist so unfassbar düster, dass er mich stark an PLANESMISTAKENFORSTARS erinnert. Der Gesang klingt wie ein schlimmer Kater nach der noch schlimmeren Trennung von deiner Freundin. Gänsehaut pur! Nächstes mal bitte, bitte mehr davon!
Der Gitarrensound ist ziemlich gleich geblieben – also eine Gitarre schrubbt größtenteils und die andere streut Riffs, Zerlegungen oder eben auch mal Akkorde dazu. Auch dieser leicht sphärische Klang der zweiten Gitarre, die oft mit viel Hall unterlegt wird, ist geblieben. Allerdings sind die Songs etwas kompakter geworden und bieten nicht mehr so viele Stellen, in denen der jeweilige Song runterfährt und mit der Atmosphäre spielt. Diesmal geht die Band die Sache etwas direkter an. Seltsamer Weise brauchen die Songs trotzdem noch etwas Zeit um im Ohr zu reifen. Also zumindest bei mir geht die Formel „Weniger Geplänkel = mehr Hits“ nicht auf. Um ehrlich zu sein, war ich nach dem ersten Hördurchlauf auch gar nicht so sonderlich angetan von „Crisis“. Aber mit jedem Durchlauf entfalten sich die Songs mehr. So ist z.B „Boiled Frogs“ einfach ein herrlicher Song, der alle charakteristischen Eigenschaften der Band zeigt. Neben dem wunderbarem Refrain gibt es auch wieder „Wohoho“-Chöre, die ich immer mit „Accidents“ vom Vorgängeralbum verbinde. Bei „We Are The Sound“ werden AIOF sogar richtig schnell, haben gleichzeitig aber auch schon eine ganz leicht düstere Note, welche auf Albumlänge immer wieder mal heraus sticht.
Die Texte liegen leider mal wieder nicht vor und so kann ich dazu auch nicht viel sagen. Ich bin mir im Nachhinein auch immer noch nicht sicher, wie ich „Crisis“ im Vergleich zu „Watch Out“ finde. Irgendwie erscheint es ein wenig schwächer zu sein, auf der anderen Seite hab ich mit „You Burn First“ definitiv ein neues Stück für eine Menge noch zu kommender Mix-Tapes (bzw-CDs) gefunden. Aber auch Stücke wie „This Could Be Anywhere In The World“ oder „Keep It On Wax“ (bei der wieder diese dritte Stimme dabei ist) sind ziemlich große klasse. Und wie gesagt, die Stücke scheinen bei häufigem Gebrauch zu wachsen – wer weiß, wie groß sie also noch werden mit der Zeit. Und nach wie vor halte ich AIOF zu Gute, dass sie sich irgendwie eine eigene Note im Heer der ganzen Screamobands bewahren konnten.