ICOF bieten Metalcore an – kein leichtes Genre, und ich kann die Bands, die diese Mucke zocken und mir sofort gefallen haben, fast an einer Hand abzählen. ICOF steht für IN CASE OF FYR und teilen mir mit: „Metalcore ist, wenn man's trotzdem macht". Klingt wie eine Reklame von OBI oder Bauhaus, ich bin gespannt. Wenige Töne und mir ist klar, ICOF zäumen das Pferd von hinten auf. Das scheint keine blutjunge Truppe zu sein, die über Core den Zugang zu harten Klängen gefunden hat, sondern gestandene fünf Rocker, die ihren Sound mit Core verfeinern. Das Ergebnis kann sich hören lassen.
Der Sänger muss gar nicht komplett ausrasten, um zornig und echt zu klingen und der Klargesang hat enorme Eindringlichkeit („Poisende Thoughts"). Einigen könnte der Gesang allerdings fast zu seicht sein, denn Core neigt ja zum kompletten Ausrasten. Aber die beiden Gegenpole zusammen, gepaart mit einer extremen Sicherheit in Thrash und wichtigen Standardgriffen, ergeben doch eine explosive Mischung, die man schon als Metalcore bezeichnen kann. Die groovigen Angriffe sind besonders derbe ("Lay Down Your Sword"), der massive Sound bringt den Hörer zwangsweise zum Zucken. IN CASE OF FYR treiben ganz schön flugs durch die Platte und schaffen die Abwechslung durch melodischen Gesang, aber wenig abgestoppte Rhythmen und auch kaum typische Breakdowns. Wobei der Wechsel im Gesang stellenweise etwas konstruiert wirkt und manchmal einfach nicht wirklich ins Hörvergnügen passt ("After The Fall").
Wenn IN CASE OF FYR zum Angriff blasen und eine Attacke losschleudern, bleibt keiner unverletzt. Doch genauso können die Herren im nächsten Moment blitzschnelle Riffs auf den Punkt spielen und Thashgedonner zugeben. Am besten gefallen mir IN CASE OF FYR, wenn Core lediglich das Sahnehäubchen der ursprünglichen Basis darstellt, wie bei „When Darkness Falls". Hier wird uns ein göttliches Solo vor die Füße gerotzt, während hinten die Riffwand bollert und das Schlagzeug alles niedertrümmert.
Spontan kommt mir die Beschreibung „old school Metalcore" in den Kopf, die es ja in dem jungen Genre eigentlich gar nicht geben kann. IN CASE OF FYR sind keineswegs verknöchert, sondern klingen extrem selbstsicher und erfahren. Lediglich im Fach Songwriting sehe ich für meine Ohren noch Nachholbedarf, denn kein Stück setzt sich bei mir so richtig fest. Alles rast an mir vorbei und ist nicht wirklich greifbar (die zweite Hälfte der Platte gefällt mir deutlich besser!), die abwechslungsreiche, gute Qualität gleitet mir praktisch durch die Hände und animiert deshalb nur bedingt zum erneuten Auftritt in meinem Player.