Die seit Ende 2010 bestehende Post-Metal/-Hardcore Formation DESERT BENEATH THE PAVEMENT aus Mannheim/Frankfurt a. M. veröffentlichte im Oktober 2012 ihr starkes Debütalbum „Transit". Der Name ist wahrlich Programm, hat man beim Hören doch das Gefühl, als bereite sich eine dunkle, düstere Welt vor einem aus, die es zu durchqueren gilt...
Musikalisch orientiert an Bands wie CULT OF LUNA, NEUROSIS und FALL OF EFRAFA, fällt diese Band für mich sehr aus dem bekannten Rahmen und so begebe ich mich auf bisher eher wenig betretenes Terrain. Überraschend schnell finde ich jedoch Zugang zur Musik von DESERT BENEATH THE PAVEMENT, die beim ersten Hören zunächst durch eine starke Komplexität und Vielschichtigkeit auffällt.
Nach einem ruhigen Gitarrenintro bahnt sich der erste und mit knapp über neun Minuten zugleich längste Song der Platte an: „For Futility". Eine Art Polizeifunk, der sehr hektisch und verzweifelt klingt, erzeugt einen Kontrast zur ruhigen Instrumentierung. Dann werden die Gitarren zunächst lauter und das Tempo gesteigert – dieser Wechsel von langsamen, leiseren Parts und lauten, schnelleren, durchzieht den ganzen Song. Sehr atmosphärisch und schwermütig ist dann auch das gesungene „Do you remember?", das durch ein schönes Riff untermalt wird.
Die tiefe und harmonische Stimme von Sänger Daniel passt wirklich gut zur transportierten Grundstimmung und auch die Verlagerung der Ambivalenz von Harmonie und Disharmonie von der Musik auf den Gesang ist gelungen.
„God Meant New York" führt die melancholische Stimmung weiter. Verletzlicher Gesang und musikalisch abwechselnd härtere Riffs und ruhige Parts vermögen viel auszulösen. Die deutsche Textzeile „Hier stehe ich als Substanz und ich falle. Ich falle!" sticht aus den sonst englischen Lyrics automatisch heraus. Fast mantraartig wiederholt und dabei in einem scheinbaren Abwärtstaumel immer verzweifelter werdend, ist er dann schon fast verstörend. Spannend an dieser Stelle, wie die Band dies live umsetzt.
Das Artwork der CD ist auch besonders hervorzuheben, denn die Bilder von dem russischen Künstler Tom Wasilewski passen wirklich sehr gut zur Musik und den Lyrics. Man merkt, dass die Band sich auch hier viel Mühe gegeben hat.
Bei „On The Truck Bed" erscheinen Text und Musik als Fetzen, die sich unaufhörlich überlagern und doch nie eins sind. Im Mittelteil hat der Song einen guten Drive, größtenteils wirkt er doch eher doomig. Auch hier wird aus dem „Sich in ein Gefühl hineinsteigern" eine Kunst gemacht – erst als man denkt, es hört nicht mehr auf, gibt es ruhigere und harmonische Klänge auf die Ohren. „This road is rarely traveled, I have to manage some memories", eine Zeile, die mir länger im Kopf geblieben ist, auch wenn sie zum Teil etwas unsauber gesungen ist.
Einen Bruch markiert der Instrumentalsong „Shambala" (auch Thema in unserem Interview mit Bassist Flo), der im Intro nach Spielplatzidylle klingt und an sich hoffnungsvoller als die anderen Songs wirkt.
Ruhige, verspielte Musik mit viel Groove, die Gitarren erinnern zum Teil an 70´s Hardrock – hier wiegt alles insgesamt etwas weniger schwer auf den Schultern des Hörers, wobei auch die härteren Riffs schön straight daherkommen.
Eine zweite Version des Songs, ergänzt durch den Gesang von Max Feibel (WHALERIDER) gibt es als Bonustrack auf der Platte. Max´ Stimme ist im Vergleich zu Daniels Gesang etwas höher und passt sehr gut dazu. Die tiefen Gesangsparts gegen Ende erinnern etwas an Nick Cave, bevor er wieder höher wird und durch Schreie im Hintergrund ergänzt wird. Hut ab vor der Experimentierfreude, den Song in zwei verschiedene Kleider zu stecken.
„Do You Feel It When I Google You" beginnt psychedelisch mit langsam verklingenden, verzerrten Gitarren. Zunächst ergänzt durch das Schlagzeug, das Akzente setzt, bevor der Gesang hinzukommt. Der Song scheint sich zunächst dahin zu schleppen, bis unbarmherzige Riffs ertönen und Daniel dazu passend die Lyrics schon fast in Urfaustmanier herauspresst.
Dieses Album ist alles andere als ein Spaziergang, hat mir aber, obwohl ich mit vergleichbarer Musik bisher noch nicht viel in Berührung gekommen bin, sehr getaugt. Jetzt, wo der Winter noch nicht ganz abgeklungen ist, ist es wirklich der passende Soundtrack zur trüben Jahreszeit. DESERT BENEATH THE PAVEMENT erzeugen Musik, die immer dann, wenn sie zu sehr schmerzt, kurz Erholung gewährt, um dann von neuem genau in die gleiche Kerbe zu bohren...
Das Album ist übrigens hier als kostenloser Download verfügbar.