In Infozetteln wird immer gerne behauptet, Band XY würde diverse Stile miteinander vermengen. Grade beim Metalcore. Weil eigentlich ist ja gar keine Band „Metalcore". Die verbinden ja alle Metal und Hardcore auf total eigenständige Weise. Und klasse wird es auch, wenn angeblich noch Punk drin sein soll. Die Einflüsse darf man nämlich mit der Lupe suchen – und bleibt meist erfolglos. Dagegen machen die Kieler von POWER richtig Spaß. Sie nehmen sich nicht ganz so ernst, spielen aber wirklich eine Mischung aus Punk, Hardcore und Metal, die eigensinnig ist und sich nicht unter „Metalcore" abhaken lässt.
So kann man neben all dem Hardcore und Metal nämlich vor allem NOFX in ihren Einflüssen raushören, was auch im Info nicht verschwiegen wird. Und so schaffen sie es, hier auf ihrem ersten Longplayer einige Songs rauszuhauen, die ihnen wirklich ein eigenes Standing und eine Identität geben. Im Gegensatz zur 2010er EP „Not For Sale" hat sich einiges bei POWER in Sachen Songwriting und Sound getan und sie überraschen mich immer wieder damit, wie viele Ideen in ihren Songs sind und wie sie es schaffen, die Stücke im Fluss zuhalten. Die Arrangements sind nämlich immer schön in Bewegung und versuchen allzu viele Wiederholungen entweder zu vermeiden oder sie immer mal wieder etwas zu variieren.
Alleine der Gesang könnte noch ein wenig weiter weg vom Geschrei gehen, um POWER damit noch eigenständiger klingen zu lassen (was in ein paar Songs ja auch wunderbar funktioniert). Ansonsten gefällt mir die Band sowohl auf dem technischen als auch auf dem Songwriting-Gebiet ziemlich gut. Man kann die einzelnen Songs wirklich schwer in Schubladen stecken, weil die Nordlichter dafür viel zu gerne mit all ihren Einflüssen spielen und verschiedenste davon in ein und demselben Song auftreten können.
Die Gitarristen sind fit und der Schlagzeuger versucht, immer auf der Höhe des Songs zu sein und ihm seinen Stempel aufzudrücken – das macht die Spannung innerhalb der Arrangements aus. Aber auch die Ausrichtung der Songs ist breit gefächert. So gibt es drei Songs unterhalb einer Minute und zwei, die fast an den vier Minuten kratzen. Schön zu sehen, dass es doch noch Bands gibt, die sich nicht auf ihrem eigenen Rezept ausruhen und das dann einfach zwölf Mal hintereinander runterspielen. Zwar ist noch nicht jeder Song ein absoluter Hit, aber die Band hebt sich sehr wohltuend von den meisten Kollegen ab, die von sich behaupten, Hardcore, Metal und Punk miteinander zu verbinden.