China, das Land der aufgehenden Sonne. Und mittlerweile auch das Land des aufgehenden Metals und auch Hardcores. Im Fall dieser Rezension sogar des Oldschool Hardcores. KING LY CHEE gibt es mittlerweile schon seit 1999 und – Überraschung – die Jungs waren auch schon einmal als Opener für die slowakische Punk Band GOOD REASON im europäischen Raum und auch in Deutschland. Trotzdem kennt die hier noch fast kein Mensch. In Asien hingegen sind KING LY CHEE schon eine feste bekannte Größe und konnten bereits Preise einheimsen.
Dass die Band keiner kennt, daran will ich hiermit etwas ändern. KING LY CHEE spielen richtig krachigen, tighten Oldschool Hardcore mit weniger Metal, dafür mehr Core Anteilen. Dazu verwendet die Band aus Hongkong die melodiösen Parts von COMEBACK KID, mischen das mit der aggressiven Härte von HATEBREED und garnieren das Ganze mit einer ordentlichen Portion SICK OF IT ALL. Laut Sänger Riz war es eben auch diese Hardcore Legende aus New York, die der Ansporn gewesen ist, eine Band zu gründen und dem Hardcore zu fröhnen. Schaut man sich das Facebook Profil der Band an, bekommt man das Gefühl, dass es sich immer noch um kleine Hardcore Kids und Fans handelt, so sehr sind sie davon begeistert, dass SOIA im März 2013 endlich in Hongkonk aufgetreten sind und KING LY CHEE für sie eröffnen durften.
Aber weg davon und wieder zur Musik: „Time Will Prove“ ist richtig fett produziert, als hätte Jamey Jasta persönlich Hand angelegt. Die Gitarren sind druckvoll, der Bass wummernd, die Drums ordentlich treibend und sowohl die obligatorischen Gangshouts, als auch die restlichen Shouts sitzen – übrigens auf Englisch. Die Songs sind kurz und prägnant auf den Punkt gebracht. Und wer es dann noch schafft, sich nach Hongkonk den Andrew Neufield von COMEBACK KID zu holen, der muss schon ordentlich was drauf haben. Klar klingt das manchmal ein wenig, als würden ein paar Kids ihre großen Helden nachahmen, aber ist das schlimm? Nicht wirklich und erst recht dann nicht, wenn es die Band schafft, dem Tun eine eigene Note zu verpassen. Und das gelingt KING LY CHEE definitiv.
Wer es doch etwas exotischer haben will, der sei auch beruhigt, denn „Time Will Prove“ gibt es als Doppelalbum: eine Scheibe mit englischem Gesang und eine, auf der in dem hochchinesischen Dialekt Mandarin gesungen wird. In den Texten geht es um persönliche Erfahrungen der Musiker, um das Leben in Hongkong und der Volksrepublik China sowie teilweise um Rassismus und natürlich um die Hardcore-Community. Auch orientieren sich die Musiker an Hardcore-Punkbands mit positiver textlicher Einstellung.
KING LY CHEE sind ein wahrer Geheimtipp, allerdings ist das Album schwer zu beziehen, nämlich nur über die Band selbst oder über deren Label. Dann dauert es knapp zwei Wochen, bis alles zuhause angekommen ist. Aber die Zeit ist es definitiv wert. Ich kann „Time Will Prove“ jedem ans Herz legen – für mich eine der bisher besten Hardcore Scheiben des Jahres, auch wenn sie schon 2012 veröffentlich wurde.
KING LY CHEE wird auf Chinesisch übrigens wie folgt geschrieben: 荔枝王
12 Songs – 41:08 Min.
Arne
Stile: Postcore, Deathmetal, Sludge, Hardcore
Bands: Machine Head, Kylesa, Ryker's, Lionheart, Johnny Cash, Cult of Luna, The Ocean, Deserted Fear, TLUF