CITY LIGHT THIEF sind wieder eine dieser Bands, die ich live entdeckt habe und seitdem abfeiere. Nicht nur, dass es sehr, sehr nette Jungs sind – sie spielen auch ihren absolut eigenen Stiefel an Musik. Und was sich mit „Lavin" vor zwei Jahren schon andeutete, wird jetzt eingelöst: CITY LIGHT THIEF gehören zumindest in Deutschland zu den ganz Großen und Kreativen – aber auch im internationalen Vergleich müsste die Band aus NRW mit stolz geschwellter Brust auftreten.
Denn „Vacilando" zeigt eine Band, die es sich im Posthardcore zwischen THURSDAY und THRICE gemütlich gemacht hat, jede Menge Pop einstreut und trotzdem einen sehr eigenen Sound entwickelt hat. Hart und zart, straight und verspielt und ungemein dynamisch. Man schaue sich einfach mal an, wie „Of Armistice" aufgebaut ist, sich immer weiter steigert, bis die Melodie in einem atmosphärischen Part ankommt und erst am Schluss Gitarren auf die Anfangsbasslinie einsteigen und für ein paar Sekunden alles auseinander nehmen. Das ist nicht nur technisch gut, das ist einfach clever gelöst.
Natürlich sollte man etwas für „Emo" überhaben, weil ansonsten der cleane Frontgesang schon ein wenig an den Nerven zerren kann, aber da, wo hier die schiefen Töne zu finden sind, wird es durch die ganzen Crewvocals (gerne auch als treibende Melodie innerhalb der Songs) und das Geschrei wieder rausgeholt. Aber das ist ja eben die Stärke des Sextetts: sie haben eine wahnsinnige Bandbreite, viel Gespür für Sound (man beachte live mal die Tonnen an Effektgeräten) und absolut keine Angst davor, mal was auszuprobieren.
Dabei darf dann Pop auf Hardcore treffen und die Band haut Riffs raus, für die andere Musiker töten würden. Hier mischen sich verspieltes Geflirre mit dicken Eiern, Atmosphäre mit Gewalt, Nachdenklichkeit mit Aufgekratztheit und alles bildet dennoch ein passendes Ganzes. Meiner Meinung nach stehen CITY LIGHT THIEF mit diesem Album zwar zwischen allen Stühlen, jedoch trotzdem ganz weit vorne. Man kann ihnen noch nicht mal vorwerfen, zu verkopft an die Sache heranzugehen, weil sie dich kurz danach immer wieder am Schlawittchen packen und wieder direkter werden.
Wer sich von Musik gerne überraschen lässt, ohne auf große Melodien verzichten zu müssen, wer die technische Seite des Posthardcores liebt, wer Bands gerne hört, die sich an ihre Grenzen herantasten, der muss einfach die Grevenbroicher und ihr zweites Album austesten. Denn wenn „Vacilando" mal kein Statement ist, dann weiß ich auch nicht...