Die erst seit 2010 aktiven MY FICTIONS kommen nun, nach diversen Split-Veröffentlichungen, endlich mit ihrem ersten Full-Length Album „Stranger Songs“ aus dem Quark – wobei das Album mit 28 Minuten Spielzeit so lang nun doch nicht ausgefallen ist.
Diese Tatsache sollte den geneigten Krachfetischisten jedoch überhaupt nicht stören, denn das Debüt der Massachusetts-Truppe ist ein nicht all zu leicht verdaulicher Brocken Musik geworden, der sich einem nicht nach dem ersten Hördurchgang in Gänze erschließt. Der Grundtenor ist jedoch schnell zu begreifen: „Stranger Songs“ ist aufgewühlt, verzweifelt, traurig und wütend.
Die Zutaten zu diesem Gefühlscocktail sind dabei der Hardcore als Basis, variiert mit ruhigen Akustikparts, die in rasende Noise-Gewitter ausbrechen und melancholische, karge Melodien, während sich am Mikro mal die Seele aus dem Leib geschrien, mal eher resignierend geklagt wird. Die Länge der Songs pendelt dabei zwischen eineinhalb und vier Minuten, klare Strophe/Refrain-Strukturen sind nicht zu erkennen.
Es geht MY FICTION aber auch gar nicht darum, schön eingängige Radiosongs zu schreiben. „Stranger Songs“ scheint eine ungefilterte, rohe Herzensangelegenheit zu sein, was man zu jeder Minute hört. Eingebettet ist das ganze in eine rohe, aber drückende Produktion, die auch den akustischen Parts genug Raum zum Atmen gibt und die das Wechselbad der Emotionen gekonnt einfängt. Auch das wunderbare Cover passt perfekt zur Musik.
MY FICTIONS haben hier ein beeindruckendes Debüt abseits aller Trends und Anbiederungen vorgelegt, das nicht nur im Untergrund Freunde finden dürfte. Bleibt zu hoffen, dass da in absehbarer Zukunft noch mehr muskalische Outputs zu erwarten sind!