In ihren 15 Jahren Bandgeschichte kamen INSENSE aus Norwegen nie wirklich über den Status des Insidertipps heraus – mit ihrem neuen Album „De:Evolution“ dürfte sich das jedoch schnell ändern.
Während der geneigte Metalhead mit Norwegen hauptsächlich Kirchenbrände und Satanshuldigungen verbinden dürfte, warten INSENSE mit einer Mischung aus kühler Härte a lá FEAR FACTORY oder MESHUGGAH auf, während man gekonnt Elemente des melodischen Death Metal in den Sound integriert hat. Die Produktion ist drückend unterkühlt, driftet aber nie in künstliche Industrial-Gefilde ab. Das passt zur Grundatmosphäre: Über allen Songs scheint eine Aura der Verzweiflung und unterdrückter Wut (die jedoch immer wieder ausbricht) zu liegen, die das Hörerlebnis sehr intensiv macht. Eine großer Trumpf ist dabei sicher Sänger/Gitarrist Tommy Hjelm (der im übrigen das Album auch produziert hat) – der Mann klingt wie eine Mischung aus IN FLAMES' Anders Fridén und BRING ME THE HORIZONs Oli Sykes.
Allgemein macht diese Band alles richtig, was man an den ganzen modernen Core-Bands so scheiße finden kann: Die Brutalität wirkt niemals aufgesetzt und Instrumente und Gesang wirken absolut nicht glattgebügelt. Oft wird Klargesang benutzt, der aber niemals gekünstelt oder angestrengt wirkt, sondern ungefiltert Emotionen überträgt. Neben starken Riffs wird hier auch viel auf rhythmische Wucht gesetzt; und immer wenn man denkt, dass sich eine Gesangslinie gut im Radio machen würde (besonders beim – passend – Ohrwurm „Radio“), kommt die Axt dermaßen wuchtvoll runter, dass man sich erstmal wieder sammeln muss.
INSENSE haben keinen Bock, sich anzubiedern, sondern konzentrieren sich auf geile Songs. Das einzige, was man den Norwegern ankreiden könnte ist, dass sich ab und zu eine gewisse Monotonie einschleicht, wenn man das Album am Stück hört – aber bei so viel gutem Songmaterial lässt sich das verschmerzen. „De:Evolution“ ist ein Muss für jeden Extrem-Metaller da draußen und stellt für mich jetzt schon eine der stärksten Platten des Jahres da. Anspieltipps: „Radio“, „Meandering“, „Lethargy“.